Buch: Arbeit und Struktur von Wolfgang Herrndorf.

Der erste Satz aus Arbeit und Struktur:

Ich bin vielleicht zwei Jahre alt und gerade wach geworden.

Wolfgang Herrndorf erfährt Anfang 2010 von seinem Hirntumor und beginnt, erst nur intern für Freunde und Verwandte, später öffentlich, ein Online-Tagebuch namens „Arbeit und Struktur“ zu verfassen, das er unregelmäßig bis zu seinem Tod Ende 2013 mit Worten befüllt. Ich hatte in dieser Zeit keine Ahnung von dem Blog, hatte ihn, wie viele andere, einmal kurz nach meinem Konsum von Tschick gefunden und erst zu seinem Tod intensiver gelesen. Wobei, eigentlich hatte ich auch dort nur kurz greingelesen. Und mir vorgenommen, ihn irgendwann komplett zu lesen. Dann bekam ich zum Geburtstag die gedruckte Ausgabe und die las ich dann sehr schnell. Es ist das, was es sein will: Das Tagebuch eines Menschen mit seiner eigenen Geschichte, seinen Problemen und seinen Meinungen. Soweit schonmal interessant. Wenn man jetzt aber auch noch die Romane und Menschen kennt, von denen Herrndorf schreibt, dann wird das richtig spannend. Tschick ist neben Sand eines der Bücher, die Herrndorf in der Zeit seit 2010 veröffentlicht hat. Und Tschick habe ich sehr gefeiert. Dieses Buch feiere ich nicht. Ich weiß nicht, ob dieses Buch feierbar ist. Aber es ist ein saugendes Element. Ich las mich durch die Einträge, war belustigt, empört oder traurig. Fragte mich, was ich zu dem Zeitpunkt gerade gemacht hatte. Erlebte diese Jahre, meine und seine, im Schnelldurchlauf und wenn er von Tschick redet und man weiß, was er meint, weil man es kennt, wow! Und dann ist es vorbei.

Ich glaube nicht, dass man Arbeit und Struktur gelesen haben muss. Aber wenn man Tschick kennt und liebt und man mehr über die Hintergründe erfahren will, und vielleicht noch etwas über das Leben und das Schreiben. Dann ist dieses Buch eine sehr empfehlenswerte Lektüre. Ich weiß nicht, wie lange, aber noch kann man den Blog auch online kostenlos lesen. Mit farbigen Bildern und Links. Erstere sind im Buch schwarzweiß, zweitere existieren dort nicht. Dafür gibt es ein Nachwort, Anmerkungen und unveröffentlichte Artikel im Anhang. Und natürlich hat man in der Druckversion etwas wertigeres in der Hand. Die letzten drei Jahre eines Lebens quasi.

Arbeit und Struktur von Wolfgang Herrndorf erschien bei Rowohlt.

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Kommentare

  1. Avatar von zeilentiger

    Die anderen Blogrezensenten schienen alle … erschütterter von dem Buch. Umso interessanter, deine Besprechung zusätzlich zu lesen.

    1. Avatar von Fabian Neidhardt
      Fabian Neidhardt

      Es vergeht meist einige Zeit und ein weiteres Buch, bis ich Besprechungen schreibe. Irgendwo war ich auch erschüttert. Aber ich war mehr eingesogen.

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