Bild: Christian Wöhrl, feingedrucktes.de
Das Ergebnis war nicht perfekt, aber vollkommen.
Aus meinem Debüt „Das Leben ist ein Erdbeben und ich stehe neben dem Türrahmen.„
Nicht perfekt, aber vollkommen. Das war in den letzten Jahren meine Antwort, wenn ich mit etwas mehr als zufrieden war. Und all die Jahre war ich mit der Formulierung nicht ganz glücklich, weil ich nie wusste, ob der Gegenüber mich versteht. Hinter dem Satz steckt der Glauben, dass Perfektion in der Realität nicht existieren kann. Meine Definition von Vollkommenheit dagegen ist, das eine subjektive Vollendung erreicht wird. Was schon sehr in die Richtung geht, die sich für mich gut anfühlt.
Vor ein paar Jahren brachte mein Vater mir zwei Worte und Denkweisen aus dem japanischen bei:
- Poka Yoke (ポカヨケ): „unglückliche Fehler vermeiden“. Hinter dem Wort steht der Gedanke, dass der Mensch, ist ein Fehler möglich, ihn irgendwann macht. Also versucht man, Dinge so zu konstruieren, dass Fehler nicht möglich sind. Beispiele dafür wären SIM-Karten, sie passen durch die abgeschnitte Ecke nur in einer Richtung in den Slot, und Bankautomaten, damit man die Karte nicht stecken lässt, kommt das Geld erst raus, wenn die Karte abgezogen wurde.
- Kaizen (改善): „Streben nach Verbesserung“. Hinter diesem Wort steht die Idee, Verbesserung nicht nur durch große Innovationen zu erreichen, sondern durch das ununterbrochene Streben, etwas besser zu machen. Dabei ist das nicht negativ zu sehen, dass niemals etwas gut genug ist. Sondern eher, das Bewusstsein zu haben, dass sich Dinge und Umstände immer verändern und man dabei dran bleibt und versucht, immer das Beste rauszuholen.
Ich mag die Ideen und Denkweisen, nicht nur auf die Arbeit bezogen, und versuche immer wieder, mir diese beiden Sachen ins Gedächtnis zu rufen. Vor kurzem habe ich ein neues Wort kennengelernt:
Fukinsei (不均斉), „die Ablehnung der Perfektion“. Dahinter steht der Gedanke, dass es den einen Zustand von Perfektion nicht gibt, ebensowenig eine vollkommene Symmetrie in der Natur. Stattdessen ist alles in Balance.
Und das trifft auf meine Sicht auf das Leben derzeit sehr gut zu: Es ist nicht symmetrisch, und nicht perfekt, es ist fehlerhaft und unregelmäßig, aber es ist in Balance. Und nach genau dieser Balance strebe ich.
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