Text: Spiel des Lebens

Als ich ein Kind war, hatten wir in unserer Gegend ein Spiel, dass die Menschen in meinem Alter jeden Tag spielten.
Bei dem Spiel gab es keinen ersten oder zweiten Platz. Es gab nur Verlierer, wer nicht verlor, war kein Gewinner, er hatte überlebt.
Das Spielprinzip war ganz einfach: Alle Kinder klettern gleichzeitig aus dem Graben und rennen über das freie Feld. Jeder, der nicht drüben ankam hatte verloren. Im Laufe der Jahre wurden wir älter, manche zogen weg und die Kreidelinien unserer Schützengräben und feindlichen Soldaten wurden schwächer.
In einer Zeit, in der alle meine Schulkameraden lange Haare hatten und die Nächte draußen mit Gitarre und am Lagerfeuer verbrachten, waren meine Haare höchstens 12 Millimeter lang und meine Abende verbrachte ich schwitzend in meinem Trainingsloch.
Direkt nach der Schule ging ich zum Bund. Wie sollte es auch anders sein. Eines Tages saß ich am Steuer eines Autos und ein hohes Tier saß mir im Rücken. Und er fragte mich, warum ich zum Bund gekommen war. Ich breitete meine Argumente aus und erwartete ein Kompliment. Stattdessen seufzte der General und sagte:
Wenn du im Krieg bist, dann ist das Leben ein Spiel, dass die Menschen um dich herum jeden Tag spielen. Ein Spiel, bei dem es nur Verlierer gibt.
Ich nickte. Und die die überleben, sagte ich. Auch die sind Verlierer, sagte der Mann in meinem Rückspiegel. Warum, sie leben doch noch, wandte ich ein. Ja, stimmte der Mann zu, aber mit den Menschen, die um sie herum sterben, sterben auch alle Erfahrungen, die man noch mit ihnen gemacht hätte. Verloren sind all die Erinnerungen an die Tage, die man nicht mehr mit ihnen verbringen kann. Er schweigt. Krieg ist ein bisschen wie eine Beziehung die zu Ende geht. Mit dem Unterschied, dass man die schöne Zeit davor nicht hat. Jetzt schwiegen wir beide.

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