Mein Tag bei Vorwerk

Vor ein paar Tagen klingelt es an der Tür und ein Freundlicher junger Kerl steht unten. „Von Kobold, Vorwerk“, sagt er. In meiner Offeheit allem gegenüber (Ich hab mich auch schon stundenlang mit den zeugen jehovas auseinandergesetzt. Ein Mal.) habe ich ihn natürlich hoch gebeten. Er kommt hoch, ich zeige ihm unseren Vorwerk-Staubsauger von 1977 und er merkt, dass er mir nichts neues verkaufen kann. Aber wir unterhalten uns gut und ich sage, es würde mich mal interessieren wie sein Tag bei Vorwerk aussieht. Er sagt, kein Problem, das können wir einrichten. Also: Gestern hab ich mir also einen Tag Zeit genommen und habe ihn begleitet.

Los ging’s um 9. Ich wurde abgeholt und wir fahren erstmal nach Esslingen. Das Team, in dem er arbeitet, ist derzeit dort unterwegs. Die Staubsaugerabteilung von Vorwerk ist seit Jahren in einem rotierendem System unterwegs, heißt: Alle drei Monate kommt ein neuer Direktvertriebler an deine Tür.

Ende des Jahres soll sich das aber ändern, dann gibt es feste Verkaufsgebiete, einen festen Ansprechpartner und so weiter. In einem Kaffee treffen wir auf fünf weitere aus dem Team. Es wird gemeinsam gefrühstückt, man tauscht die Erfahrungen und Erfolge aus, dann geht der Tag los. Anfangs bin ich mit dem Teamchef unterwegs, ein Grieche, mitte 40, ein offener und lustiger Mensch, dem man an seiner Mentalität anmerkt, dass er nicht aus Deutschland kommt, aber mittlerweile genauso gut schwäbelt wie die meisten der Kunden, die wir besuchen. Schon nach den ersten Besuchen erinnert mich die ganze Prozedur an meine Zeit als Sternsinger. Ihr kennt das doch oder? Fünf oder mehr Kinder, die als Könige, Sternträger und Kassierer verkleidet Anfang Januar an den Türen klopfen, singen und Geld für arme Kinder und Süßes für sich selbst sammeln.

Die Sache mit den Staubsaugern läuft ähnlich, nur beim Klientel gibt’s eine breitere Kundschaft:

  • Jene, welche nicht da sind.
  • Jene, welche die Tür schon wieder schließen ohne überhaupt wissen zu wollen, woher der Mann im Anzug und der junge Mann hinter ihm überhaupt kommen.
  • Jene, welche den Namen „Vorwerk“ hören und dann kein Interesse oder schlechte Erfahrungen haben
  • Jene, welche interessiert sind und die Tür öffnen und uns reinlassen. Und letztendlich
  • jene, welche regelrecht an der Tür warten, bis der Vorwerk-Mann mal wieder kommt.

Es war ein wirklich interessanter Tag. Besonders, weil die Leute von Vorwerk an ihren tagen tatsächlich auf Leute treffen, die wirklich interessiert sind. Und das sind nicht nur die alten reichen Damen. Sondern oft auch junge Paare, die sich einmal einen richtigen Sauger leisten wollen.

ABER:

Es ist ein Job, den ich never ever machen möchte. Selbst wenn die Leute, die ich den Tag lang begleitet habe, es nicht „aufschwäzen/überzeugen/andrehen“ nennen, würde ich mich dennoch irgendwo schuldig fühlen. Muss nicht sein. Aber war spannend, mal einen Tag so mitzuerleben.

Saugende Grüße – faby

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Kommentare

  1. Avatar von Running-Duck

    Sternsinger als 10-jähriger… das waren noch Zeiten… Den ganzen Tag unterwegs, viel Süßes bekommen und das einzigste was man hat machen müssen war dieses schwule Gedicht auswendig lernen (was ich jetzt natürlich nimmer beherrsche)

    Und dennoch bin ich der Meinung das man als Sternsinger kein so moralisches Problem hat… Zumindest hätte ich ebenso wie du ein Problem damit…

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