Roman: Die Wolke von Gudrun Pausewang

Der erste Satz aus Die Wolke:

An diesem Freitagmorgen wehte eine starke Brise.

In einem Bücherschrank gefunden. Irgendwann mal den Film gesehen gehabt. Gedacht, könnte eines der Bücher sein, die man mal gelesen haben sollte. Also los.

Ziemlich knapp nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl veröffentlicht Frau Pausewang ihre Geschichte eines Reaktorunfalls in Deutschland aus der Sicht eines 14 Jahre alten Mädchens. Damit ist der Roman nun fast 30 Jahre alt. Auf der einen Seite liest man ihm das Alter an. Manche Beschreibungen, manche Sätze schmecken wie die 1980er. Bis zum Ende des Romans bin ich nicht auf den Namen der Protagonistin klar gekommen! Janna-Berta. Ja, der Name wird irgendwann erklärt und gerechtfertigt, trotzdem bin ich immer wieder am Namen hängen geblieben.

Und das Buch hat ziemlich durchgehend den moralischen, mahnenden und belehrenden Ton einer Lehrerin, die dir sagt: Siehst du, was passiert!

Und trotzdem, sobald man in der Sprache ist, werden viele Momente im Buch zeitlos. Die Flucht der Menschen vor der Wolke, die Angst, die Reaktionen, aber auch die Menschlichkeit findet man genauso in modernen Katastrophenfilmen, aber auch in den Medien in Berichten über Katastrophen. Beeindruckend, wie wir Menschen unser Verhalten in 30 Jahren wohl kaum geändert haben. Erschreckend, wie schnell wir auch Katastrophen verdrängen, verharmlosen und durch die nächste Katastrophe ersetzen.

Für mich war dieses Buch eine Erinnerung, ein Innehalten und eben doch eine Mahnung, auch nach 30 Jahren noch.

Die Wolke von Gudrun Pausewang erschien bei Ravensburger.

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Kommentare

  1. Avatar von Marc Shake

    Bei mir ist es tatsächlich fast die 30 Jahre her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Unabhängig von der Verfilmung, die ich einfach nicht mag, ist das Buch sehr, sehr beklemmend und dabei natürlich ziemlich realistisch. Der erhobene Zeigefinger muss vermutlich aber sein. Immerhin war Tschernobyl ja kurz vorher und irgendwie muss Frau Pausewang ja hier unter Schock gestanden haben. Zwischen Katastrophe und eigentlichem Release sind ja einige Jahre vergangen, man kann also davon ausgehen, dass der verstrahlte Regen durchaus tröpfchenweise auch auf Gudrun Pausewangs Schreibmaschine gelandet ist, während sie dieses Buch schrieb.

    Insgesamt ein tolles Buch und Uli’s Tod nimmt mich immer noch am meisten mit.

    1. Avatar von Fabian Neidhardt
      Fabian Neidhardt


      Uli’s Tod ist tatsächlich eine krasse Szene, weil so kindlich – unfassbar geschrieben. Man ist sich lange Zeit nicht sicher, ob er wirklich tot ist.

  2. Avatar von Martin
    Martin

    Das ist eines der Bücher, welche mein Denken bis heute nachhaltig beeinflußt hat.

    Den Film habe ich nie gesehen – und vom moralischen Zeigefinger her gab es Bücher, die waren lang, vom moralischen Aspekt her gesehen, derber als dieses.

    Und eigentlich nur eines, den Namen habe ich komplett vergessen und vom Titel her finde ich es nicht mehr welches emotional tiefer und auch optimistischer war.

    Wenn ich sehe, wie mein Sohn anders tickt, da er wie oben genannte Bücher nicht liest, bin ich froh, solche gelesen zu haben.

    1. Avatar von Fabian Neidhardt
      Fabian Neidhardt

      Aber liest er? Und kommt er vielleicht nicht irgendwann dazu, „oben genannte“ zu lesen?

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