Roman: Wieso Heimat, ich wohne zur Miete von Selim Özdogan

Der erste Satz aus Wieso Heimat, ich wohne zur Miete:

Maria war anders als die übrigen Ausländerinnen, die mit Recep geschlafen hatten.

Krishna Mustafa ist der Sohn von Maria und Recep, Deutschtürke, der für ein halbes Jahr nach Istanbul geht, um den Liebeskummer zu vergessen und seinen Vater und seine Identität zu finden.

30 Kapitel lang erzählt Ödzdogan die Geschichte von Krishnas Zeit in Istanbul, erzählt von den Unterschieden zwischen Deutschen und den Türken, von den Menschen, die genau dazwischen sind, Istanbul, einer lebendigen und pulsierenden Stadt und eben von genau der Frage nach der Identität eines jeden Einzelnen.

Dabei erinnert er von der Form an Erich Kästner, jedes Kapitel hat eine Überschrift, die eine Ouvertüre ist und das gesamte Kapitel zusammenfasst. Krishna erinnert an den shakespeareschen Narr, der naiv und fasst einfältig durch sein Leben streift und genau dadurch allen anderen, aber besonders dem Leser seine eigenen Vorurteile und Verhaltensweisen spiegelt. Das macht er aber in so einer extremen Art, dass Krishna Mustafa als Figur sehr unrealistisch wird. Wie ein Herr Keuner oder ein Eulenspiegel. Was den Erkenntnissen und den Gedanken nicht schadet.

Überhaupt ist der gesamte Roman eher eine Sammlung toller Ideen, Gedankengänge und unterschreichenswürdiger Sätze, aber weniger eine ereignisreiche Geschichte. Natürlich passieren Dinge. Aber in welcher Reihenfolge sie passieren, spielt kaum eine Rolle. Wieso Heimat, ich wohne zur Miete liest sich mehr wie eine Reihe von Anekdoten mit dem gleichen Protagonisten, denn wie ein Roman mit einer großen Handlung und einem überraschenden Twist am Ende. Aber auch das ist in Ordnung. Ich hatte viel Spaß beim Lesen, habe Neues gelernt, habe Krishna Mustafa (oder Selim Özdogan?) oft Recht gegeben und freue mich darauf, endlich mal Istanbul zu besuchen.

Der Roman hat übrigens auch eine eigene Webseite, mit mehr Dingen aus diesem Universum.

Wieso Heimat, ich wohne zur Miete von Selim Özdogan erschien bei Haymon. Der Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

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Kommentare

  1. […] um über alles Mögliche reden zu können. Das habe ich mir Selim Özdogan, Autor von „Wieso Heimat, ich wohne zur Miete“ gemacht. Los […]

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