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Ausstellung: „90° 0′ 0″ S“ von Maren Kames im Literaturhaus Stuttgart

Gestern Mittag habe ich zwei Schulklassen durch das Literaturmuseum der Moderne in Marbach am Neckar geführt. Jedes Mal kämpfe ich dabei mit der Schwierigkeit, „Flachware“ zum Leben zu erwecken. Wie stellt man Literatur aus? Wie bringt man sie nahe? Im Museum mache ich das über Geschichten, über Anekdoten zu den Ausstellungsstücken, zu den Autoren und Romanen.

Gestern Abend zeigte Maren Kames, wie sie das macht. Letztes Jahr hat sie ihr Debüt „halb taube halb pfau“ veröffentlicht und wurde die erste Kooperationsstipendiatin des Literaturhauses Stuttgart und der Akademie Solitude. Heißt, sie hat nicht nur drei Monate auf Schloss Solitude verbracht, sondern dort aus ihrem Buch, ihren Worten die Ausstellung „90° 0′ 0″ S“ generiert.

Schon ihr Buch (Rezension folgt) gleicht einer Partitur, die sich erst im Raum entfaltet. Die Seiten sind voller Weißraum, die Form folgt dem Inhalt und geht Dank QR-Codes über das Buch hinaus.

Diesen Ansatz hat Maren Kames in den Ausstellungsraum geholt. Neben den Treppen ins Schriftstellerhaus steht der erste Schriftzug. Der Raum selbst klingt in jeder Ecke anders. Mal nur Sounds, mal Worte, meist viel davon übereinander. Minibeamer projizieren alte Stummfilmsequenzen, Bilder oder Worte Sätze und Fragmente aus dem Buch. Überall im Raum finden sich Zitate aus dem Buch: An den Wänden, an den Rückseiten der Stuhllehnen, selbst an der Decke.

Die Ausstellung ist eine Insel von Sinneseindrücken, die für sich funktioniert. Glühen aber tut sie, wenn man das Buch kennt oder, wie bei der gestrigen Vernissage, man in diesem Raum einer Lesung beiwohnt. Ein roter Faden läuft von den einzelnen Inseln zu der Bühne, zu Maren Kames und Moderator Paul Brodowsky – ganz nebenbei, beides auch Hildesheimer Absolventen –  und macht daraus ein Gesamtkunstwerk.

Da der Raum weiterhin für Veranstaltungen genutzt wird, beschränkt sich jede Installation, abgesehen von den Stuhllehnen, auf die Wände und die Decke. Ich hätte mir noch mehr Installation im physischen Raum gewünscht. Aber in meinem Kopf ist die Vorstellung sehr schön, wie sich Kames‘ Worte im Raum bei einer anderen Veranstaltung ganz neu zusammensetzen und mit dem aktuell gesprochenen für jeden individuell verweben.

Maran hatte mir im Vorfeld erzählt, „Die haben gesagt, hier hast du soundsoviel Geld, mach damit, was du willst.“ Und genau das machte sie. Ganz viele Momente der Ausstellung, all die Kleinigkeiten, die sie so gut machen, sind Ergebnisse eines wirren Kopfes, dem man erlaubt, wirr zu sein. Sehr sehr toll. Geiler Scheiß, geradezu. Und dem Applaus nach stehe ich mit der Ansicht nicht alleine da. Ich wünsche mir mehr Mut von Institutionen, solche Dinge möglich zu machen. Wenn man dazu „Kunst“ drüberschreiben muss, soll mir das recht sein.

90° 0′ 0″ S„, eine Ausstellung von Maren Kames zu ihrem Debüt „halb taube halb pfau„, erschienen im Secession Verlag, zu sehen bis zum 21. April im Literaturhaus Stuttgart. Die Ausstellung ist vor und nach den Abendveranstaltungen sowie nach telefonischer Anmeldung (Fon 0711 / 22 02 17 3) zu sehen.

 

Die besten Freunde

Ein Nachbar zieht um, nach sieben Jahren. Ans andere Ende der Stadt, näher an den Arbeitsplatz, näher an den Kindergarten. Für die Kleine ist es der erste Umzug.

Seit Wochen räumen sie den Keller aus, verschenken und verkaufen Sachen und fahren quer durch die Stadt. Immer, wenn ich im Treppenhaus bin, treffe ich ihn und wir reden über das Loslassen und das Sammeln und natürlich auch über das Wetter. In dieser Zeit haben wir mehr geredet, als in der ganzen Zeit zuvor.

Gestern dann ist alles fertig. Das Türschild ist abgeschraubt, Schlüssel sind abgegeben und der letzte Karton steht vor dem Auto. Die Kleine kommt vom Spielplatz hinterm Haus, mit ein paar Blättern und Zweigen in der Hand, durch die Bäume hören und sehen wir noch andere Kinder an den Schaukeln.

Die Kleine sagt, „So, ich habe mich von meinen besten Freunden verabschiedet.“

Der Vater geht in die Knie, um den letzten Karton hochzuwuchten und fragt, „Ja? Und wer ist das?“

Und die Kleine sieht ihn verwundert an und sagt ganz verständnislos, „Die Bäume und die Sträucher.“

Ich esse gerne hier – live and let live

Matze und Cori sind alte Freunde von mir, unter anderem machen sie baumhaft-einzigartigen Schmuck und in einer Parallelrealtität hätten die beiden einen Gnadenhof aufgebaut und ich hätte dort mein Zimmer. In dieser Realität haben die beiden einen veganen Laden eröffnet. Weil ihnen Tiere aber immer noch extrem wichtig sind, haben sie die Live and let live Gesellschaft gegründet. Eine der ersten Kampagnen sind diese Karten, Ermutigungen und Motivationen für Restaurants, die auch veganes Essen anbieten. Eine leise, aber sehr schöne Art, Danke zu sagen. Find ich geil. Haben neben meinen Gutscheinen für einmal Lächeln Platz in meiner Hosentasche gefunden. „Bestellen“ kann man sie hier.

Kurzdoku: Leben in einer selbstgebauten Kuppel.

Nikolai ist nicht nur Coverdesigner meines Debütromanes, zweiter Teil der Seele und bester Freund, sondern auch sehr naturverbunden. Deshalb hat er Mitte letzten Jahres mit seiner Lebensgefährtin Dora in der Nähe von Hannover eine geodätische Kuppel gebaut, in der sie jetzt leben. Es ist, neben Hobbithöhlen, wohl eine der coolsten Häuser, in denen man leben kann. Studenten der hochschule Hannover haben darüber jetzt eine kurze Doku gemacht. Viel Spaß beim gucken und schwelgen.