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Hörspiel: Hool von Philipp Winkler

Philipp Winkler war auch in Hildesheim, aber knapp vor mir und ich war eh immer so knapp da, dass wir uns nie  begegnet sind. Aber plötzlich war sein erster Roman „Hool“ da und noch bevor er veröffentlicht wurde, war klar, das wird was großes. Dann kam er raus und landete direkt auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Noch könnte er das Ding sogar gewinnen, das steht noch aus. Aber allein als Debüt dort zu landen ist eine große Leistung.

Nur interessiert mich eine Geschichte über Hooligans überhaupt nicht. Ich kann nicht mit Fußball, nicht mit Gewalt, nicht mit Alkohol, sind alles nicht meine Themen. Deshalb liegt der Roman noch nicht hier.

Aber dann hat 1Live, respektive der WDR, ein Hörspiel dazu produziert. Zwei Teile, jeweils eine Stunde, die Ende September ausgestrahlt wurden und seitdem in der Mediathek verfügbar sind, zumindest eine Zeitlang.  Diese habe ich mir angehört. Mir gefallen die Themen immer noch nicht, Fußball, Gewalt, Alkohol, Drogen, illegale Hundekämpfe und so weiter. Aber zwischen all diesen Themen gibt es natürlich die Dinge, die jeden von uns betreffen, eine Familie, eine Ersatzfamilie, die Liebe, Beziehungen und Freundschaften, Verzweiflung und Grundsätze, für die wir einstehen wollen. Und dann ist da diese extreme, authentische und direkte Sprache, in der Erzählt wird. Und schlussendlich einfach ein sehr gut produziertes Hörspiel, mit vielen Details, die es wirklich wunderbar machen. Heiko, die Hauptfigur, wird von Julius Feldmeier gespielt, sehr lebendig, sehr bewegend und umringt von einem sehr guten Cast. Nur in den Strecken, in der die Hauptfigur nicht spielt, sondern erzählt, fällt mir auf, dass Feldmeier eben doch Schauspieler und nicht Sprecher ist. Aber das sind Kleinigkeiten.

Manchmal musste ich an Trainspotting denken, manchmal an die Romane und Filme von Bret Easton Ellis. Dort ging es mir ähnlich, die Themen sind nicht meine, aber für eine gewisse Zeit war es faszinierend, darin abzutauchen. Und wenn man dann tiefer will, kann man immer noch den Roman lesen. Mir reichen diese zwei Stunden, aber eben diese empfehle ich sehr gerne. Ladet euch das Hörspiel runter, solange es noch verfügbar ist.

Hool von Philipp Winkler erschien beim Aufbau Verlag. Das Hörspiel wurde produziert vom WDR.

 

Buch: Jennifer Egan – Im Bann

Nachdem A visit from the goon squad so gut war und ich im Laden Im Bann von Jennifer Egan liegen sah, war grundsätzlich egal, was auf der Rückseite stand, es wurde direkt mitgenommen.

Die Story ist, nach vielen Jahren treffen sich zwei Cousins wieder, der eine Reich und will diese Burg, die er gekauft hat, zu einem Hotel ausbauen. Der Andere weiß nicht so genau, warum er helfen soll und was er tun soll. Und dann ist da noch diese Rahmenhandlung mit dem Insassen eines Gefängnisses, der genau diese Geschichte über die Cousins und die Burg innerhalb des Schreibkurses schreibt.

Wie auch bei A visit from the goon squad nutzt Egan keine Anführungszeichen, um wörtliche Rede zu kennzeichnen. Und sie wechselt zwischen verschiedenen Ebenen nahtlos. Ich brauchte diesmal eine Weile, um in die Geschichte reinzukommen. Vielleicht auch, weil im Klappentext der Fokus auf ein paar andere Sachen gelegt wird, als ich ihn in diesem Buch gesehen habe. Aber wenn man dann drin ist und sich auf die Geschichte einlässt, dann ist sie toll. Und das Ende wirft nochmal viel Licht auf das Buch. Am Ende dachte ich, ach komm, jetzt könnte es noch eine Weile weiter gehen.

Im Bann ist ganz anders als A visit from the goon squad und meiner Meinung nach kommt es auch nicht ganz an ihn heran, aber es ist dennoch gut lesbar und macht viel Spaß.

Im Bann (The Keep) von Jennifer Egan wurde übersetzt von Gabriele Haefs und erschien im Aufbau Verlag. 

Buch: Nächsten Sommer von Edgar Rai

Manche Bücher kommen von sich aus zu einem. So auch Nächsten Sommer von Edgar Rai. Ich sah das Buch im Buchhandel liegen und das Cover sagte, Nimm mich mit! Aber ich las den Buchrücken und dachte, Nee, das hört sich nach 0815 an. Eigentlich sollte ich das mittlerweile besser wissen, dass die Texte hinten drauf nicht immer die Wahrheit sagen. Ich lasse das Buch also liegen. Zwei Tage später aber hänge ich im Zimmer meiner Schwester rum und sehe dort das Buch im Regal stehen und sage, Hey, ich war vor kurzem in der Buchhandlung und das Cover sagte, Nimm mich mit, und so weiter.

Diesmal nahm ich es mit. Gute Idee! Ich brauchte nur zwei Tage, um es durchzulesen. Aber es waren zwei tolle Tage! Es geht um Freunde, die spontan in einen alten VW-Bus (Ein T3, nicht der Bus auf dem Cover. Steht nicht im Buch, aber ich habe Edgar Rai gefragt.) steigen und auf die Reise von Berlin nach Frankreich sind. Allein die Beschreibung, wie Felix am Steuer sitzt und im Rückspiegel Menschen sitzen sieht, die ihm was bedeuten und einer davon auch noch Gitarre spielt… Dieses Gefühl kenne ich nur allzu gut! Der Roman hat mir die beiden Tage zum Sommer gemacht. Ich habe immer noch ein extrem gutes Gefühl im Bauch und ein Lächeln auf den Lippen. Ein Road Trip, gute Musik, Frauen und VW Busse. Alles im Nächsten Sommer. Kann man machen. Macht sich sehr gut.

Nach der Lektüre habe ich herausgefunden, Edgar Rai hat auch den Roman zu „Die fetten Jahre sind vorbei“ geschrieben hat und unter anderem „Homecoming“ übersetzt. Wird nicht mein letztes Buch von ihm gewesen sein.

Nächsten Sommer von Edgar Rai erschien beim Aufbau Verlag.