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Roman: Billy Summers von Stephen King

Billy Summers sitzt in der Hotelhalle und wartet darauf, abgeholt zu werden.

Der erste Satz aus Billy Summers

Billy Summers ist Auftragskiller und entgegen des Klischees will er, dass bei seinem letzten Job alles glatt läuft. Was es natürlich nicht tut. Und dann wird da auch noch dieses vergewaltigte Mädchen in der Einfahrt seines Versteckes abgeladen, was die Dinge nur noch komplexer macht.

Stephen King produziert viel zu viel, als dass ich alles von ihm lesen könnte. Aber was ich lese, taugt mir meist sehr. Auch Billy Summers. Vielleicht habe ich den alten Mann in den mehr als 20 Jahren, in denen er mich begleitet, einfach sehr ins Herz geschlossen, ich mag, was er schreibt. Dabei macht er bei Billy Summers total viel voller Klischee und widersprüchlicher Dinge, trotzdem lese ich mich sehr schnell durch diese mehr als 700 Seiten. Und weil ich schon so viel von Stephen King von David Nathan gesprochen gehört habe, habe ich seine Stimme im Kopf, auch wenn ich selbst lese.

Billy Summers ist bei weitem nicht das beste Buch von Stephen King, aber es holt mich ab und lässt mich für eine Zeitlang komplett eintauchen und wie oft in den letzten Jahren überrascht mich King auch hier mit ein paar Kniffen, die er neu anwendet.

Der größte Wermutstropfen ist, dass King diesmal (ganz unüblich) die Entstehungsgeschichte weggelassen hat. Dafür hat er sie dem Esquire erzählt.

Billy Summers ist der typische letzte Job eines Auftragskillers, aber eben von Stephen King erzählt. Und das mache ich jedes Mal gerne mit.

Billy Summers von Stephen King wurde übersetzt von Bernhard Kleinschmidt und erschien bei Heyne. Der Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Hörbuch: Blutige Nachrichten von Stephen King

Machen wir’s kurz: Seit knapp 20 Jahren lese (und höre) ich Stephen King und immer wieder bin ich neu begeistert. Dabei sind es manchmal knapp 1500 Seiten, manchmal nur 64. Blutige Nachrichten beinhaltet vier Novellen, und wie seit Jahren liest David Nathan auch diese. Allein seine Stimme bringt mich zurück in die Welten von Stephen King, der immer noch so extrem produktiv ist. Alle vier Geschichten sind mindestens gut und unterhaltsam, aber die kürzeste, Chucks Leben, ist sofort zu einer meiner liebsten Geschichten von King geworden.

Allein für diese lohnt sich diese Sammlung sehr. Und wie immer bei Stephen King: Je mehr du von ihm kennst, desto größer sind die Welten, die er baut. Hoffentlich tut er das noch eine ganze Weile.

Blutige Nachrichten von Stephen King wurde übersetzt von Bernhard Kleinschmidt und gelesen von David Nathan und erschien bei Heyne. Der Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Roman: Später von Stephen King

Ich fange nicht gern mit einer Rechtfertigung an – wahrscheinlich gibt es dagegen sogar eine Regel wie die, einen Satz nie mit einer Präposition enden zu lassen -, aber nach dem Durchlesen der 30 Seiten, die ich bisher geschrieben habe, glaube ich, das tun zu müssen.

Der erste Satz aus Später

Über diesen Anfang musste ich erstmal hinwegkommen. Wie über den Titel, der sich mir bis jetzt nicht richtig erschließt. Aber dann.

Jamie kann tote Menschen sehen und mit ihnen reden, zumindest eine kurze Zeit nach ihrem Ableben. Als der größte Autor seine Mutter (Literaturagentin) zu früh stirbt, muss er aus ihm den Rest des letzten großen Romanes rausbekommen, bevor es zu spät ist. Damit geht’s los.

Stephen King nimmt die Idee von 6th Sense und spinnt sie weiter, auf seine Art. Seit knapp 20 Jahren lese ich ihn und ich bin regelmäßig begeistert, wie King immer wieder neu erzählt und ausprobiert. Gleichzeitig aber behält er einen eigenen Ton, der ganz oft auf Augenhöhe mit den Leser:innen ist, und er erzählt immer wieder aus einem verknüpften Universum: Je mehr ich von King kenne, desto toller funktionieren die Geschichten durch ihre Anspielungen und Referenzen.

Später war für mich ein Buch für einen Tag. Aufschlagen, über diesen komischen Anfang kommen, komplett eintauchen und ein paar Stunden später wieder zuschlagen. Ich mag Jamie, auch weil er mich an Kings andere junge Protagonist:innen erinnert. Ich mag auch die Geschichte, sie macht Spaß und Gänsehaut in richtigem Maß. War ein guter Tag dank des Buches. Es gibt noch ein paar bessere Geschichten von Stephen King, aber seit mehreren Jahrzehnten schafft er es immer wieder neu, mich zu überraschen und sehr gut zu unterhalten. Ich bin gespannt, was da noch kommt.

Später von Stephen King wurde übersetzt von Bernhard Kleinschmidt und erschien bei Heyne. Der Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Hörbuch: Der Outsider von Stephen King, gelesen von David Nathan

Das Zivilfahrzeug war ein unauffälliger, schon etwas älterer PKW, aber die breiten schwarzen Reifen und die drei Insassen verrieten, worum es sich handelte.

Der erste Satz aus der Outsider

Ein vergewaltigter und ermordeter Junge, ein Tatort voller Fingerabdrücke und DNA und eine ganze Menge Zeugen. Aus der Sicht der Polizisten ein ganz klarer Fall. Aber wir erleben diese Geschichte auch aus der Sicht des Verdächtigen und wissen, dass er es nicht war. Er kann es sogar beweisen.

Achtung, ab hier mögliche Spoiler.

Stephen King beginnt die Geschichte wie einen Krimi und mischt im Laufe des Buches das Kingesque immer weiter dazu. Eigentlich ja plump. Ich folge der Geschichte, weil ich wissen will, wie das bitte sein kann, dass der Verdächtige scheinbar an zwei Orten gleichzeitig war und nichts von der Tat weiß. Dass die Lösung etwas Übernatürliches beinhaltet, würde ich vielen anderen Autor*innen nicht verzeihen, würde mir dabei ausgetrickst vorkommen.

Aber es ist Stephen King und ich wusste, worauf ich mich einlasse. Und es funktioniert. Nicht nur, weil es Stephen King ist, sondern auch, weil in der Geschichten Protagonisten vorkommen, die noch ungläubiger sind als ich und ich spätestens mit ihnen langsam an das Übernatürliche heran tasten kann. Nicht, dass ich es brauche, aber ich könnte.

Regelmäßig habe ich bei Stephen King das Gefühl, dass er seine Sonderposition (Stephen King zu sein) nutzt, um Dinge auszuprobieren, die man als ’normaler‘ schreibender Mensch niemals bei einem Verlag durchkriegen würde. In diesem Roman spielt King mit den Erzählperspektiven. Nicht zum ersten Mal, beispielsweise hatte Der Buick mehrere Ich-Erzähler, die teilweise innerhalb eines Satzes wechselten. Diesmal schafft King es gerade durch die wechselnden Perspektiven, dass ich sowohl dem Polizisten, als auch dem Verdächtigen glaube, obwohl es gleichzeitig nicht sein kann.

Dazu kommen auch solche Sachen dazu, dass King einen Hauptprotagonisten in der erste Hälfte des Romans sterben lässt und in der zweiten Hälfte dafür eine Hauptprotagonistin einführt.

Ich habe nicht nur eine tolle Geschichte, ich werde in meiner Erwartung immer wieder gebrochen, auf verspielte und schöne Art. Und ich kriege es von David Nathan vorgelesen, was sich sowieso fast immer lohnt.

Eine Sache, die mich in der sonst sauberen Übersetzung von Bernhard Kleinschmidt gestört hat ist der fast schon penetrante Verzicht des Genitivs. Ich kann verstehen, dass Protagonisten nicht zwingend einen Genitiv nutzen, aber in diesem Roman tut das auch der Erzähler. Wenn ich Herrn Kleinschmidt begegne, frage ich ihn, ob das Absicht war.

Ich lese nicht alle Bücher von Stephen King, einerseits aus Zeitmangel, andererseits, weil mich nicht alle Themen interessieren. Dieses hier ist großartig und funktioniert auch für Menschen, die noch nie Stephen King gelesen haben. Sofern sie mit Übernatürlichem leben können.

Der Outsider von Stephen King wurde übersetzt von Bernhard Kleinschmidt, gesprochen von David Nathan und erschien bei Random House Audio. Der Roman erschien bei Heyne.

Kurzgeschichtensammlung: Basar der bösen Träume von Stephen KIng

Der erste Satz aus Basar der bösen Träume:

Manche dieser Geschichten wurden bereits anderswo veröffentlicht, was jedoch nicht heißt, sie wären jemals fertig gewesen oder wären es jetzt.

In einer der ersten Ankündigungen zu diesem Buch las ich, dass Stephen King zum ersten Mal seit „Das Leben und das Schreiben“ stärker auf den Prozess des Schreibens eingehen will und, gemischt mit Kurzgeschichten, auch Tipps zum Schreiben geben möchte. Ich lese sowieso viel, was Stephen King produziert, wenn es dann auch noch Schreibtipps beinhaltet, umso besser.

Anfang des Jahres ist das Buch in Deutschland erschienen, 20 Geschichten, von 16 verschiedenen Übersetzern ins Deutsche übertragen. Tatsächlich hat jede Geschichte ein eigenes Vorwort, eine Entstehungsgeschichte. Das ist für Stephen King nichts Neues, all seine Bücher haben ein Nachwort, in welchem die Entstehungsgeschichte des jeweiligen Romans erklärt wird. In diesem Fall fällt diese zwar ein wenig ausführlicher aus, „Tipps zum Schreiben“ würde ich das aber nicht nennen. In dieser Hinsicht ist die Sammlung enttäuschend. Der Fairness halber muss ich aber auch sagen, dass mit den Schreibtipps niemals geworben wurde.

Die Kurzgeschichten selber sind, ähnlich wie Kings Romane, von variierender Qualität. Es gibt auch zwei Gedichte, die ich zwar versucht habe, zu lesen, aber dann überblättert habe. Einerseits komme ich mit Lyrik selten klar, andererseits ist King auch kein Lyriker.  Bis auf diese Gedichte habe ich die Geschichten und Vorworte sehr gern gelesen. Ich mag die Schreibe von Stephen King. Wie schon in der letzten Rezension gesagt, aufgrund seiner Bekanntheit kann King mehr spielen. Anderen Autoren würden viele Dinge wahrscheinlich rausgestrichen werden, weil „man das so nicht macht.“ King macht es einfach und es macht Spaß zu lesen.  Und was durch die Vorworte dann doch klar wird: Stephen King „findet“ seine Geschichten, wie alle anderen auch. Seine Schreibmethoden decken sich an vielen Stellen mit den meinen und den von vielen anderen. Das ist schön, zu lesen. Das gibt mir als Autor ein Gefühl von „ich bin nicht allein“. Ich wusste das auch vorher, aber es ist gut, immer wieder Bestätigung zu bekommen.

Wie gesagt, schön, die Geschichten zu lesen, sie bestätigen auch, dass King bei Weitem nicht der Horror-Typ ist, als der er lange Zeit abgestempelt wurde. Aber ich freue mich auch wieder, länger in eine einzelne Geschichte einzutauchen.

Nebenbei, ich habe auch für ein paar Geschichten ins Hörbuch gehört. Ist David Nathan, kann man sowieso fast immer machen. War er für mich lange Zeit die deutsche Stimme von Johnny Depp, mittlerweile habe ich so viele Stephen King Romane von ihm gehört, dass er mittlerweile eben meine deutsche Stimme von Stephen King.

Basar der bösen Träume von Stephen King wurde übersetzt von Ulrich Blumenbach, Bernhard Kleinschmidt, Karl-Heinz Ebnet, Wulf Bergner, Kristof Kurz, Friedrich Mader, Gunnar Kwisinski, Urban Hofstetter , Jürgen Langowski, Gisbert Haefs, Johann Christoph Maass, Jürgen Bürger , Julian Haefs, Jan Buss, Jakob Schmidt und Friedrich Sommersberg und erschien bei Heyne. Das Hörbuch wurde gesprochen von David Nathan und erschien bei Random House Audio. Der Verlag hat ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.