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Hörbuch: Die Wurzel alles Guten von Miika Nousiainen, gelesen von Christoph Maria Herbst

Der erste Satz aus „Die Wurzel alles Guten„:

Eine Axt haben und schneller sein, das ist bei einer Schlägerei die halbe Miete.

Pekkas Leben geht den Bach runter. Seine Frau hat sich von ihm getrennt und lässt ihn seine Kinder nicht sehen und seine Zahnschmerzen sind so extrem, dass er zu einem neuen Zahnarzt geht. Der sich als Esko rausstellt, ein Bruder von einer anderen Mutter. Ein verbitterter Zahnarzt, der es die restlichen 60 Jahre auch ohne Familie ausgehalten hat. Aber Pekka hat nichts mehr zu verlieren und überzeugt Esko, ihren Vater zu suchen. Was folgt, ist eine Reise um die Welt und zu sich selbst, gespickt mit Zahnarztmetaphern, erzählt aus den wechselnden Perspektiven der beiden Brüder.

Christoph Maria Herbst macht seine Sache gut, bekommt die Balance zwischen den ernsten und den komischen Tönen ganz gut hin. Leider auch nicht mehr, aber das liegt nicht an ihm, sondern am Text. Dieser ist an vielen Stellen extrem plump.

Ich kann kein finnisch, deshalb kann das zum Teil der Übersetzung geschuldet sein, aber auch inhaltlich gibt es Momente die rein handwerklich zu offensichtlich und eben plump sind. Zu oft erklärt Nousiainen Dinge, statt sie durch seinen Text und die Dialoge zu zeigen.

Deshalb ist es ein nettes Hörvergnügen, das Herbst mir bereitet, ein Hörbuch, dass man sehr gerne hören kann, aber leider nicht mehr.

Die Wurzel alles Guten von Miika Nousinainen wurde übersetzt von Elina Kritzkat, gesprochen von Christoph Maria Herbst und erschien beim Argon Verlag. Der Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur verfügung gestellt.

Hörbuch: Schachnovelle von Stefan Zweig, gesprochen von Christoph Maria Herbst

Ich habe die Schachnovelle irgendwann zwischen 16 und 18 gelesen, in der Zeit in der ich auch vieles andere las, was ‚man gelesen haben sollte‘. Im Nachhinein war das für vieles ein paar Jahre zu früh.

Diesmal habe ich mir auf Rat von Tobias ‚Buchrevier‘ Nazemi die Hörbuchfassung von Christoph Maria Herbst angehört. Ich habe ein sehr gespaltenes Verhältnis zu Herrn Herbst und bin immer etwas irritiert, wenn das, was er macht nicht witzig sein soll.

Die Schachnovelle ist ein schmales Bändchen, mittlerweile auch kostenlos online verfügbar (Gemeinfreiheit, yeai!), die Hörbuchfassungen dauern alle etwa Zweieinhalb Stunden. Auch diesmal brauche ich eine Weile, bis mit der Ernsthaftigkeit klar komme, aber dann hat die Erzählweise, sowohl von Zweig, als auch von Herbst vollkommen.

Ich glaube, heute würde das Büchlein anders redigiert, die Geschichte ein wenig anders erzählt werden, ein paar Erklärsätze gestrichen, aber in ihrer Gesamtheit ist sie auch mehr als 75 Jahre nach ihrem Erscheinen extrem eindringlich und veranschaulicht nicht nur das schachliche Wesen, sondern auch, wie schwer Monotonie zu ertragen ist und wie schön man sich an den alltäglichen Dingen erfreuen kann, wenn man sie eine Zeitlang nicht erleben durfte.

http://wasuebrigbleibt.tumblr.com/post/169612454057/ich-aber-lauschte-nur-auf-ihre-stimme-war-das

Christoph Maria Herbst ist beim Erzähler nicht ganz so stark, wie in den Figuren, aber das Buch lebt von den Monologen der Protagonisten und die macht er wunderbar. Immer noch eine krasse, berührende Geschichte, geil vorgelesen. Sehr sehr empfehlenswert.

Dank der Gemeinfreiheit gibts nicht nur das Buch, sondern auch vielfache Hörbuchversionen online. Ich habe in die Reclam Ausgabe mit Hans Sigl reingehört, ist zwar österreichischer, aber bringt zumindest beim Stichhören nicht die gleiche Intensität.

Die Schachnovelle von Stefan Zeig, gesprochen von Christoph Maria Herbst, erschien beim Argon Verlag.

Hörbuch: Hier bin ich von Jonathan Safran Foer, gesprochen von Christoph Maria Herbst

Der erste Satz aus Hier bin ich:

Zu Beginn der Zerstörung Israels überlegte Isaac Bloch, ob er sich umbringen oder ins jüdische Seniorenheim gehen sollte.

Jacob und Julia haben drei Kinder, sich aber sonst ziemlich weit auseinandergelebt. Jacob schreibt für eine Fernsehserie, die er scheiße findet und scheitert an seinem Herzensprojekt und an seiner Ehe. Und dann kommt dieses Erdbeben und zerstört Israel.

Ähnlich konfus wie diese Inhaltsangabe ist auch der Roman selbst. Während ich in der ersten Hälfte der langsamen Demontage der Ehe von Jacob und Julia zugucke, die zwar besonders in den Dialogen mit sehr viel Feinheit gezeigt wird, mit aber generell viel zu lange dauert, geschieht in der zweiten Hälfte des Romanes so viel, dass ich kaum hinterher komme.

Für mich versucht Jonathan Safran Foer, zwei Geschichten in eine zu packen. Zwei Geschichten, die so unterschiedlich sind, weil die erste Atmosphäre und Gedankenwelt erzählt und die zweite so viel Plot hat, dass er kaum unterkommt in seiner zugeteilten Hälfte des Romanes. Während ich im ersten Teil wohl aufgehört hätte, wenn ich nicht das Hörbuch auf den Ohren gehabt hätte, hätte ich den zweiten Teil gerne ausführlicher gehabt. Als Einheit lässt mich der Roman einigermaßen verwirrt zurück.

Christoph Maria Herbst als Sprecher verstärkt dieses Gefühl leider. Weil Christoph Maria Herbst für mich nicht nur Stromberg, sondern auch der Hörbuchsprecher von Tommy Jaud ist. Wenn ich ihn sehe oder höre, dann erwarte ich Comedy. Dann grinse ich in freudiger Erwartung, selbst, wenn ich wie in diesem Fall weiß, dass das Buch nicht primär lustig ist. Dann warte, warte, warte ich und bin irritiert, weil eben nicht der große Witz kommt.

Was Christoph Maria Herbst extrem gut kann, sind die Dialoge. Das, was Jonathan Safran Foer vorschreibt, setzt Herbst so genau und genial um, dass ich ihm sehr gerne zuhöre. Wenn es dann in die Gedankenwelt von Jacob geht, ermüdet mein Interesse.

Vielleicht muss ich mich sowohl an Jonathan Safran Foer als unkonventionellen Autoren, als auch an Christoph Maria Herbst als Sprecher seriöser Romane gewöhnen. Nicht falsch verstehen. Ich mochte das Buch und den Sprecher irgendwie. Aber beide lassen mich einigermaßen verwirrt zurück.

Hier bin ich von Jonathan Safran Foer wurde übersetzt von Henning Ahrens, das Hörbuch wurde gesprochen von Christoph Maria Herbst und erschien bei Argon. Der Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.