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Roman: Walkaway von Cory Doctorow

Hubert Vernon Rudolph Clayton Irving Alva Anton Jeff Harley Timothy Curtis Cleveland Cecil Ollie Edmund EliWiley Marvin Ellis Espinoza war zu alt, um auf einer kommunistischen Party zu sein.

Der erste Satz aus Walkaway

In einer Welt, in der man fast alles mit Sonnen- und Windenergie, einem 3D-Drucker und den richtigen Plänen ausdrucken kann, sind Programme, Pläne und Lizenzen das große Geschäft. Ein paar wenige verdienen daran richtig gut, alle anderen krebsen herum.

Hubert, Seth und Natalie beschließen, diese Gesellschaft hinter sich zu lassen und wegzugehen (‚Walkaways‘). Aber die Gesellschaft findet das gar nicht so cool.

Eigentlich ist es egal, worum es geht. Seit knapp zehn Jahren inspirieren und unterhalten mich Cory Doctorow und seine Romane. Er schreibt keine literarischen Meisterwerke, aber unterhaltsame, intelligente Geschichten, die sehr nah an unserer Realität liegen und oft sowas wie Bedienungsanleitungen für unser digital geprägtes Leben sind.

Homeland geht ein paar Jahre weiter in die Zukunft, eine Weiterentwicklung der Gedanken in Little Brother und besonders in Makers.

Doctorow schreibt einfach und spaßig, sodass ich schnell durch die 700 Seiten komme. Dennoch ist der Inhalt extrem komplex und regt zum Denken an. Wie wollen wir in Zukunft leben? Welche Möglichkeiten geben uns all die Dinge, die sich immer weiter in unseren Alltag drängen? Und wie gehen wir mit ihnen um? Zwischen zwei Serien kann man dieses Buch sehr gut konsumieren, sich Gedanken machen und sich unterhalten lassen.

Eigentlich schon genug gesagt über dieses Buch. Aber Doctorow macht in diesem nebenbei eine ziemlich spannende Sache: Der Aufbruch jeglicher Heteronormativität. Junge trifft auf Mädchen trifft auf Mädchen trifft auf Hermaphrodit und wieder zurück. Dass eine der Hauptfiguren schwarz ist, wird nach Dreiviertel des Romanes im Nebensatz erwähnt. All diese Vielfalt geschieht ohne Kommentar und ist so selbstverständlich, dass es mir – in unserem Alltag und unserer aktuellen Gesellschaft – auffällt. In einer ganz skurrilen Art. Weil ich nicht will, dass diese Vielfalt, diese Pannormativität irgendetwas anderes ist, als Normalität. Wir als Gesellschaft aber noch nicht so weit sind.

Ähnliches macht Doctorow auch mit Genussmitteln. Die Protagonisten des Buches rauchen immer mal wieder Meth und ich zucke beim Lesen zurück und warte auf irgendeine Erläuterung, irgendeine Erklärung oder Warnung oder sonst was, die aber nie kommt.

Noch eine andere Sache muss ich erwähnen, weil sie mich extrem, wirklich extrem genervt hat: Die deutsche Ausgabe des Romans hat einen riesigen Patzer im Klappentext. Es gibt drei oben genannte Hauptfiguren in diesem Roman: Natalie, Seth und Hubert. Hubert hat 20 Vornamen und wird deshalb Hubert Ecetera genannt. Im englischen Klappentext steht also:

In a world wrecked by climate change, in a society owned by the ultra-rich, in a city hollowed out by industrial flight, Hubert, Etc, Seth and Natalie have nowhere else to be and nothing better to do. (…)

Auf der deutschen Ausgabe steht:

(…) Vier ungleiche Helden machen sich auf den Weg in die Wildnis. (…)

Ich habe 700 Seiten gelesen, immer irritiert und in der Erwartung, wann endlich diese vierte Person auftaucht. Nur um danach zu verstehen, dass dies schlicht falsch ist. Das hat eigentlich nichts mit dem Roman zu tun, beeinflusst das Leseerlebnis aber extrem. Auf eine Art, die nicht sein muss. 

Walkaway ist eine spannende Zukunftsvision, utopisch und dystopisch zugleich, die leicht zu lesen und schwer zu verdauen ist. Ein Buch, dass seine Sache richtig gut macht, mal vom deutschen Klappentext abgesehen.

Walkaway von Cory Doctorow wurde übersetzt von Jürgen Langowski und erschien bei Heyne. Der Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Die Little Brother Leserunde

Ich habe das Little Brother Hörbuch vor rund 8 Jahren gemacht, weil ich 1. den Inhalt gut und wichtig fand und 2. weil es ging. Weil ich durch die Creative Commons Lizenz die Möglichkeit hatte.

Umso schöner, dass das Buch und sein Inhalt immer noch relevant ist. Vor kurzem hatte der Verein No Spy einen literarischen Realitätsabgleich damit gemacht, jetzt machen Elli, Maike und Lena eine Blogtour, lesen sich mit euch durch das Buch und stellen die bis heute relevanten Fragen. Ich freue mich und wünsche viel Spaß beim lesen.

Kurzgeschichte: Lawful Interception von Cory Doctorow. Litte Brother, Teil 3

Der erste Satz aus Lawful Interception:

If you grow up in San Francisco, you grow up with a bone-deep sense of what it means when the ground starts to move: quake.

Diese Geschichte beginnt mit einem Erdbeben und lässt Marcus das tun, was er am besten kann: Helfen. Und Marcus ist eben der Marcus Yallow von Litte Brother und Homeland. Dieser Geschichte ist quasi der dritte Teil. Doctorow bleibt seinen Themen treu, verbindet die neuen technischen Möglichkeiten mit einer Kritik an der Art, wie in den vereinigten Staaten Probleme aus staatlicher Sicht zu lösen versucht werden. Diesmal geht es dabei um die Folgen eines schweren Erdbebens, der Bereitstellung von Hilfkräften und ganz gezielt um die Eindämmung von Demonstrationen.

Die Geschichte kann man kostenlos auf TOR.com lesen, dem Verlag von Cory Doctorow. Man kann sie aber auch als eBook beispielsweise für den kindle kaufen. Gedruckte oder deutsche Fassungen sind gerade nicht in Sicht. Das Englisch ist leicht verständlich, aber mehr als 18.000 Worte am Bildschirmlesen ist nicht immer angenehm.

Lawful Interception von Cory Doctorow erschien bei tor.com

Buch: Homeland von Cory Doctorow

Der erste Satz aus Homeland:

Attending Burning Man made me simultaneously one of the most photographed people on the planet and one of the least surveilled humans in the modern world.

Wow, ich habe mich sehr gefreut, endlich den Nachfolger von Little Brother zu lesen, habe ich doch wirklich eine lange Zeit mit der Produktion des Little Brother Hörbuchs verbracht. Anfang diesen Jahres kam dann die englische Fassung heraus und wie üblich bei Cory auch die kostenlosen Downloadversionen. Die epub habe ich mir auf mein Nook gezogen und damit ein paar Nächte verbracht.

Die Story setzt ein paar Jahre nach den Ereignissen in Little Brother an. Marcus ist mittlerweile 19, immer noch mit Ange zusammen, aber ansonsten hat sich alles geändert. Seine Eltern sind beide arbeitslos und können ihm das Studium nicht bezahlen, also fliegt er. Die Empörung über die Heimatschutzbehörde hat sich gelegt, Carrie Johnstone, das Böse im ersten Teil, ist vom Erdboden verschluckt und Marcus verbringt seine Zeit mit Jobsuche, Ange und im Noisebridge Hackerspace. Normalerweise. Wenn er nicht, und hier steigt das Buch ein, auf dem Burning Man Festival ist. Die ersten drei Kapitel beschreibt Marcus das Festival und das Feeling und ich dachte die ganze Zeit, wow, da wäre ich gerne. Auf dem Festival aber trifft Marcus auf Masha und Zeb, zwei alte „Bekannte“ aus dem ersten Buch. Masha gibt Marcus einen USB-Stick mit geheimen Akten und der Bitte, diese zu veröffentlichen, wenn sie verschwindet oder verschleppt wird. Noch auf dem Festival beobachtet Marcus, wie Carry Johnstone Masha und Zeb entführt. Zurück in San Francisco macht sich Marcus zusammen mit Ange daran, die Daten zu sichten und zu veröffentlichen. Aber es gibt viele Menschen und Institutionen, die ein Problem damit haben.

Soweit zur Story, den Rest liest man am besten selbst. Ich hab das Buch sehr gerne gelesen, selbst auf Englisch kann man das gut runterlesen. Die Worte fließen, sie spielen in einer Nerd/Geek-Umgebung mit Hackerspace, Kryptografie, Burning Man, ein bisschen Liebe, ein bisschen Politik und das ganze immer viel näher an der Realitität, als mir lieb ist. Denkt mal, das Buch – es geht um gefährliche Dokumente und wie man die gefahrlos Veröffentlichen kann – kommt im Februar raus. Im Juni beginnt die Affäre mit Edward Snowden und was mit ihm wird, ist bis jetzt nicht klar. Und jetzt lese ich das Buch und denke, wow, das hat echt nicht mehr mit fernen Welten zu tun. Cory springt hier auf einen ziemlich aktuellen Zug auf, das macht die ganze Sache wirklich spannend. Auch sonst, wie gesagt, mag ich die Worte und die Art der Geschichte, aber es gibt auch ein paar Sachen, die nicht ganz ausgearbeitet sind. Achtung, Spoiler ahead.

<spoiler> Marcus trifft auf dem Burning Man ganz coole real existierende Menschen, beispielsweise Wil Wheaton und die Gründer der Electronic Frontier Foundation. Das ist ein chönes Cameo und macht Spaß, darüber zu lesen. Aber später, wenn es darum geht, die Dokumente zu veröffentlichen und Marcus dabei Hilfe braucht, dachte ich die ganze Zeit, Alter! Frag doch die Jungs! Die werden dir helfen! Aber sie werden einfach überhaupt nicht mehr erwähnt. </spoiler>

Und solche, sagen wir mal offene rote Fäden gibt es in der Geschichte mehrere. Das Ende ist beispielsweise so offen, dass ich ein paarmal geblättert habe, bis ich glauben konnte, dass das Buch wirklich so offen endet. Bei solchen Enden frage ich mich immer, wusste der Autor nicht weiter oder soll es noch einen weiteren Teil geben.

Grundsätzlich also ein gut runterlesbares Buch mit gutem Gefühl und massig Informationen über unsere Welt und besonders dieses Internet, aber zu viele offene Fragen und ein paar Logikfehler lassen am Ende ein bisschen maues Gefühl zurück. Schade.

Wie gesagt, ich habe die kostenlose Creative Commons Fassung gelesen. Die ist gefühlt 50 Seiten länger als die kommerzielle Fassung, weil andauernd Erklärungen über Creative Commons und Corys Motivation und natürlich Verweise auf die kommerzielle Fassung erfolgen. Ist nicht schlimm, man weiß ja, worauf man sich einlässt. Und man darf ja gerne das Buch kaufen. Für alle, die des englischen nicht ganz so mächtig sind, Heyne bringt am 30. September die deutsche Fassung auf den Markt. Zur Übersetzung kann ich leider nichts sagen. Jetzt habe ich hier aus einem Humble Bundle noch Pirate Cinema von Cory Doctorow legen, mal sehen, wie das wird. Davor aber gibt’s noch ein paar andere Bücher.

Achja, und: Ich weiß nicht, ob es davon ein Hörbuch geben wird. Einerseits bin ich noch viel zu beschäftigt mit #Incommunicado und komme da nicht weiter und andererseits sind die neuen Bücher von Cory Doctorow zwar unter einer Creative Commons Lizenz erschienen, aber erlauben keine Weiterverarbeitung. Ein Hörbuch wäre also ein etwas größerer Akt.

Homeland von Cory Doctorow erschien bei Tor Books. Die  deutsche Fassung namens „Little Brother – Homeland“ erscheint bei Heyne und ist übersetzt von Oliver Plaschka.

Bücher: The Humble eBook Bundle. 8 Romane. Zahl, was du willst.

Seit ein paar Tagen gibt es das neue Humble Bundle, das erste Humble eBook Bundle! Normalerweise bündeln die Leute vom Humble Bundle rund vier bis sechs Spiele, entwickelt von Indie-Entwicklern und verkaufen sie als Paket für jeden Preis, den jeder einzelne zu zahlen bereit ist. Pay what you want nennt man das. Ich bin gar nicht der große Spieler, aber ich mag Indie – bin selbst Indie-Autor – und unterstütze das System gern.

Jetzt gibt es eben das erste eBook Bundle! Acht eBooks werden hier gebündelt verkauft. Für eben jeden Preis, den man selbst zu zahlen bereit ist. Sechs davon bekommt man auf jeden Fall, die beiden weiteren, wenn man mehr als den Durchschnitt zahlt, derzeit liegt dieser bei knapp 13 Dollar. Mit dabei sind unter anderem Neil Gaiman und Cory Doctorow, mit letzterem verbindet mich das Hörbuch, das ich von seinem Roman Little Brother gesprochen habe. Und bei Doctorow muss man auch erwähnen, dass man das Buch auch so kostenlos auf seiner eigenen Seite bekommt. Kauft man die Bücher über das Humble Bundle, bekommt man von jedem Buch die PDF, die MOBI und die ePub-Datei. Damit dürfte jedes Lesegerät versorgt sein.

Ich habe hier zwar noch ein ganzes Regal ungelesener Bücher, aber hier gehts neben guter Literatur auch um die Sache! Deshalb habe ich mein Bundle schon gekauft und freue mich sehr auf die Unterhaltung. Ab zum Humble eBook Bundle!