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Sachbuch: Tiere essen von Jonathan Safran Foer

Als ich klein war, verbrachte ich das Wochenende oft bei meiner Großmutter.

Der erste Satz aus Tiere Essen.
Eine Anekdote: Ein befreundetes Ehepaar, etwa zwei Jahrzehnte älter, erzählt vor kurzem, dass sie nun Vegetarisch leben. Jahrelang hatten wir Gespräche über dieses Thema gehabt und ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Ich frage überrascht, wie es kommt und sie erklären, dass sie auf Netflix eine Doku gesehen haben und das nicht mehr verantworten können. (Leider konnte ich nicht rekonstruieren, welche genau.)
Beim nächsten Besuch erzählen sie, dass sie nun auch keine Milch mehr trinken und auf Hafer umgestiegen sind. Ich frage, warum und sie sagen, dass sie eine Doku gesehen haben. Ich nicke und lächele und frage, was als nächstes passiert und sie sagen: "Nichts. Wir gucken keine Dokus mehr."

Als Tiere essen vor 9 Jahren veröffentlicht wurde, habe ich das zwar mitbekommen, hatte aber bis dahin nichts von Jonathan Safran Foer gelesen. Und ich dachte, nicht noch mehr Kritik an Fleischkonsum. Die Ironie ist: Zwei Monate nach Veröffentlichung des Buches wurde ich Vegetarier. Und damit hatte sich die Lektüre dieses Buches auch irgendwie erledigt.

Vor ein paar Monaten landete das Buch dann doch in unserem Haushalt und wurde mir von meiner Freundin immer wieder und verstärkt ans Herz gelegt. Mittlerweile kenne ich ein paar Werke von Foer, Hier bin ich hat einen wirren, aber doch bleibenden Eindruck hinterlassen.

Und dann ist dieses Buch doch ganz anders, als erwartet. Kein Roman, aber auch kein Sachbuch, wie ich Sachbücher kenne. Mehr eine Art Biographie eines bestimmten Lebensaspektes: Als Jonathan Safran Foer Vater wird, fragt er sich, was für eine Welt er hinterlassen will und nach welchen Werten er seine Kinder erziehen will.

Diese Frage und all seine Recherchen zum Thema Tiere essen erzählt er, als würden wir gemeinsam am Tisch sitzen. Foer ist mir nah und menschlich, mit all seinen Fragen und Zweifeln, aber auch mit seinen Versuchen und seinem Scheitern auf dem Weg zu diesem Buch.

Er beginnt die Geschichte mit seiner jüdischen Großmutter, die aus Deutschland fliehen musste und fast verhungert wäre und die auf seine Frage, warum sie selbst damals kein Schweinefleisch gegessen hat, antwortet: Wenn nichts mehr heilig ist, wofür lohnt es sich zu leben?

Dann beschreibt Foer 400 Seiten lang sehr anschaulich, was es heutzutage für die Umwelt, für uns Menschen, aber vor allem für die Tiere bedeutet, wenn wir Tiere essen. So anschaulich, dass mir Stellenweise übel wird. Sehr eindrücklich und anhand vieler eigener Beispiele (und Quellen, die mir aber gar nicht so wichtig sind) macht er deutlich, dass der Verzehr von Tier nach den üblichen Produktionsarten heutzutage weder gesundheitlich, moralisch und auch nicht ökologisch zu vertreten ist. Fleischgenuss ist keine Frage des Müssens. Es ist eine Frage des Wollens. Purer Luxus. Aber darf Luxus diesen Preis haben, fragt Foer. Denn, wenn nichts mehr heilig ist, wofür lohnt es sich zu leben?

Für mich war das Buch eine eindrückliche Bestätigung und ein weiterer Schritt Richtung Veganismus. Gleichzeitig ist für mich hier aber auch das Problem. Ich glaube, viele können dieses Buch als Bestätigung ihrer Sichtweise nehmen. Aber die Menschen, bei denen Bücher (und Dokus) wie dieses die größte Veränderung und Bereicherung bringen könnten, werden sich wohl hüten, es zu lesen.

Tiere essen ist ein großartiges und wichtiges und sehr aktuelles Buch, nur weiß ich nicht, wie ich die richtigen Leute dazu bringe, es zu lesen.

Tiere essen von Jonathan Safran Foer wurde übersetzt von Isabel Bogdan, Ingo Herzke und Brigitte Jakobeit und erschien bei KiWi.

Roman: Die letzte Drachentöterin von Jasper Fforde

Der erste Satz aus Die letzte Drachentöterin:

Ich war mal berühmt.

Ich hatte schon viel über Jasper Fforde gehört, viel Gutes. Aber bisher noch nichts von ihm gelesen. Als ich dann im Blog der Übersetzerin Isabel Bodgan las, dass es einen neuen Roman geben wird, der von ihr übersetzt wurde, wollte ich zumindest mal reinlesen. Hätte ich das Buch sonst wo gesehen, ich glaube, ich hätte es nicht mitgenommen, weder Cover, noch Titel oder Buchrücken haben mich überzeugt. Das kam mir zu Klischee, zu abgedroschen, zu Genre vor. Ein Glück habe ich es trotzdem gemacht.

Jennifer Strange ist ein junges Mädchen in einer Welt, die fast so ist, wie unsere, nur, dass es Zauberer gibt. Natürlich gibt es für die Zauberer genauso Gesetze wie für alles andere und auch Zauberer müssen ihre Miete zahlen. Deshalb übernehmen sie auch Aufgaben wie, alle anderen. Neue Stromkabel verlegen, Botengänge erledigen oder Abwasserrohre reinigen, mit Magie ist viel möglich. Und Jennifer ist für die Koordination der Zauberer zuständig. Bis es plötzlich Probleme gibt und die haben mit Drachen und gierigen Menschen zu tun.

Ich glaube, ich habe durchweg geschmunzelt. Jennifer ist ein freches Mädchen und es macht Spaß, ihr durch die Geschichte zu folgen, unter anderem, weil sie unglaublich skurril und verdreht ist. Ich musste an Terry Pratchett denken, besonders an die Serie um Tiffany Weh und die Bücher um Feucht von Lipwig. Natürlich auch an das Phantastische bei Neil Gaiman. Und an das Absurde von Douglas Adams.

Die Sprache ist toll, die Gedanken sind toll und der Erzählrythmus ist super! Ein toller Roman, offiziell für Jugendliche, aber sind wir nicht alle ein bisschen Kind? Und, oh Vorfreude! Ein Teil 1 einer neuen Trilogie. Ich freue mich auf die weiteren Teile und werde einiges von Jasper Fforde nachholen müssen.

Die letzte Drachentöterin von Jasper Fforde wurde übersetzt von Isabel Bogdan und erschien bei One.