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Master Literarisches Schreiben. Der Studiengang in Hildesheim.

Mitte 2017 habe ich meinen Master Literarisches Schreiben an der Uni Hildesheim beendet. Wie auch beim Sprechen höre ich auch darüber öfter mal, ach, das kann man studieren. Deshalb, wie auch beim Sprechen, hier meine ganz subjektiven Antworten über den Masterstudiengang Literarisches Schreiben an der Universität Hildesheim.

Als ich noch hochmotiviert war, schrieb ich Berichte über Semester 1 und Semester 2. Alles darin hat sich bis zum Ende gehalten und ein paar Inhalte tauchen hier wieder auf. Also bitte auch lesen, bevor ihr Fragen stellt.

Ich habe in Hildesheim von 2014 bis 2017 studiert. Dieser Artikel basiert auf meiner eigenen Meinung und meinem Wissensstand, ich übernehme also keine Gewähr, aber habe alles nach bestem Gewissen geschrieben und werde ihn bei Bedarf erweitern oder abändern.

Was heißt das, Literarisches Schreiben?

Während Creative Writing beispielsweise in Amerika ganz normal ist, kann man in Deutschland an staatlichen Hochschulen nur in Leipzig am Deutschen Literaturinstitut und an der Universität Hildesheim Schreiben studieren. Aus Leipzig kann ich nur aus zweiter Hand berichten, aber grundsätzlich sind an beiden Instituten Bachelor und Masterstudiengänge möglich, wobei – ganz knapp gesagt –  im Bachelor das Schreiben generell gelernt wird, eine große Bandbreite abgedeckt wird und viel ausprobiert werden kann. Der Master dagegen konzentriert sich auf ein Buchprojekt – meist, aber nicht zwingend ein Roman – an dem die Studienzeit über gearbeitet wird und man nebenher noch weitere Kurse besucht.

Ob das überhaupt geht und ob die Institute eine Daseinsberechtigung haben, ist eine ganz andere Frage, aber: Man lernt den handwerklichen Teil der Schriftstellerei. Man liest extrem viele andere AutorInnen, analysiert Texte, ahmt nach, diskutiert, werkstättet, übt und findet im besten Fall seine persönliche Schreibe. Und hat nach Abschluss des Masters im besten Fall ein fertiges Manuskript und einigen Einblick in die Buchbranche und die AutorInnenszene in Deutschland.

Und, klappt das?

Erstmal, ja. Ich war bei der Bewerbung arrogant genug, um zu denken, dass ich nach 12 Jahren Schreiberei einigermaßen weiß, wie das funktioniert. Ich wollte ‚Schreiben‘ im Lebenslauf stehen haben und ich wollte einen Fuß in diese Branche kriegen.

Tatsächlich habe ich beides bekommen, darüber hinaus aber noch gute Freunde gewonnen, viele Erfahrungen gemacht und wirklich extrem viel über das Schreiben gelernt. Das hat mich sehr überrascht und ich bin dankbar, dies tun zu dürfen.

Also sollte jeder, der Schreiben möchte, das Studieren?

Nein. In mehrerer Hinsicht. Während ich Sprechkunst als Studium fürs Leben erstmal jedem empfehlen kann, siehts bei Schreiben ganz anders aus.

Einerseits: Man kann sich all das, was wir dort gelernt haben, auch anders beibringen, dauert nur länger. Und die Branche funktioniert nochmal anders als die Sprecherbranche. Leider geht es viel zu oft nicht darum, ob man Schreiben kann – was immer das heißt – sondern um Faktoren, für die man an dieser Uni nichts dazulernt.

Andererseits: Während Stuttgart und Sprechkunst zu meiner Zeit vier Jahre lang ein Nest voller Liebe und weicher Federn war, in die man fallen konnte, in dem man scheitern konnte und lernen, wieder aufzustehen, gibts in Hildesheim eine dreckige oberflächliche Ellenbogenmentalität. Im Bericht über Semester 2 schrieb ich:

Weil es so ein Kleinstkosmos und es eher gegenseitiges Konkurrieren ist, beobachtet anscheinend jeder jeden genau. Zumindest verhalten sich fast alle so, als wären andauernd unter Beobachtung. Was wiederum auch heißt, dass man kaum in Kontakt mit anderen Leuten kommt. Selbst, wenn man sich in einem Kurs kennengelernt hat, sobald auf der Wiese ist, wird man vielleicht noch angenickt, aber ansonsten verbleibt man in den Gruppen der Leute, die man kennt. Ich habe nur wenige, dafür aber umso schönere Ausnahmen entdeckt.

Ich kann nicht genau sagen, woran das liegt. Vielleicht daran, dass es es zwischen all den luxoriösen und elitären Studiengängen nochmal eine zumindest subjektive Rangordnung gibt. Dass beispielsweise die Bachelorstudenten Kreatives Schreiben sich als die „besseren Schreiber“ ansehen, als die Kulturwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Literatur. Wie gesagt, ich weiß nicht, ob das so ist, aber für mich fühlt es sich oft so an. Aber auch innerhalb der Studiengänge, zumindest bei den Schreibern, scheint es viel Rivalität zu geben. Als ob man jemand anderem einen guten Text nicht gönnt.

Das hat sich bis zum Ende nicht geändert. Ich bin froh, dass ich dieses Studium nach den vier Jahren in Stuttgart angetreten habe, mit gutem Selbstwertgefühl und ein paar Jahren Erfahrung mit ‚dem echten Leben‘. Aber wenn man als 17 Jahre alter Mensch direkt von der Schule dorthin kommt und vielleicht zum ersten Mal seine Texte anderen Menschen zeigt und diese sagen, ‚kein Wunder ist der Text scheiße, weil du bist ja scheiße.‘, dann ist die Gefahr hoch, dass man kaputter und verängstigter aus dem Studium kommt, als man reingegangen ist.

Weiterhin hält sich in Hildesheim der ganz hartnäckige Mythos, dass wahre Kunst nur aus Leid entstehen kann. Also wird von einer signifikanten Gruppe ein Bukowksi-Lebensstil mit Sex, Drugs & Selbstverletzung nicht nur gefeiert, sondern auch eingefordert. Ich habe nie mehr Menschen mit vernarbten Handgelenken gesehen als an diesem Institut. Und dazu kommen noch einige andere strukturelle Probleme, die man aber in ähnlicher Art wohl an jedem Studienort finden wird.

Deshalb, ja, man lernt extrem viel in Hildesheim und wenn man schreiben möchte, kann einen das Studium dort weiterbringen. Aber man sollte sich selbst bewusst sein und ein dickes Fell mitbringen. Sonst kann das ziemlich schief gehen. Es ist nicht für jeden etwas.

Kann man zum Studium pendeln?

Ja, zumindest den Master auf jeden Fall. Ich musste mich zwar, wie jeder andere auch, durch ein Dickicht aus Tabellen und ETCS-Punkte-Schnickschnack kämpfen, aber dann konnte ich mir meine Kurse, die ich wollte, so zusammenlegen, dass ich nur ein bis zwei Tage in Hildesheim verbrachte und den Rest in Stuttgart lebte, arbeitete und liebte. Der Großteil des Studiums besteht aus lesen und schreiben. Das geht gut in Zügen und überall anders. Fernbeziehung mit dem Studium, quasi.

Ich habe meine Bahntickets immer weit im voraus gebucht und hatte die besten Kommilitonen der Welt, aber dann hatte das super funktioniert. Nach drei Semestern musste ich nur noch den Roman und die Bachelorarbeit schreiben.

Kann man direkt den Master studieren, auch wenn man den Bachelor nicht hat?

Das nennt sich nicht-konsekutiver Master. Hildesheim verlangt ein ‚fachnahes‘ Studium. Nach einem kurzen Telefonat war klar, dass Sprechen genug mit Literatur gemein hat. Und es ging damals das Gerücht, dass man auch Biologie studiert haben konnte, wenn man die Nähe dann nur sauber darlegen konnte. Bei Zweifeln am besten einfach dort anrufen. Die Eignung wird ja nochmal getestet.

Wie war die Aufnahmeprüfung?

Ich hatte keine. Ich musste zwar mein Exposé und meine ersten 15 Seiten meines Projektes hinschicken und aufschreiben, dass ich motiviert und geeignet war, aber in meinem Jahr gab es keine Aufnahmeprüfung für den Masterstudiengang. Sie behalten es sich aber vor, im Zweifelsfall welche durchzuführen. Für den Bachelor, der viel mehr Bewerber hat, gibt es immer eine Aufnahmeprüfung.

Was ist aus deinem Roman geworden?

Ich habe ihn fertig geschrieben. Und ich habe, auch dank Hildesheim im Lebenslauf, eine Agentur gefunden. Was nun damit passiert, kann ich nicht sagen.

Nicht allen ging es so. Manche Projekte meiner Kommilitonen wurden und werden bald veröffentlicht, einige haben Agenturen gefunden, ein paar haben ihr komplettes Projekt über den Haufen geworfen und ein paar soger aufgehört mit dem Schreiben. Dieses Studium ist kein Garant für gar nichts. Nur eine von vielen Möglichkeiten.

Du hast noch eine andere Frage? 

Gern in die Kommentare. Oder per Mail. Aber lies bitte davor die Semesterberichte. Einen weiteren, aber älteren Einblick gibt auch Stefan Mesch.

Bericht: Literarisches Schreiben in Hildesheim, Semester 2

Dies ist die erste Woche des dritten Semesters, die Semesterferien habe ich mit einem Praktikum und in Polen verbracht. Bevor das zweite Studienjahr richtig beginnt, hier der Bericht über Semester 2.

Viel von dem, was im ersten Semester passiert ist und mir aufgefallen ist, gilt auch noch im zweiten. Man groovt sich mehr ein, lernt in anderen Seminaren und Kursen neue Leute kennen und kommt langsam in dieser Blase der Domäne an. Der Sommer und das warme Wetter fördern das Zusammensitzen auf der Wiese und die gemeinsame Zeit extrem.

Auf der anderen Seite aber hat sich bei mir ein großes Gefühl von Ellenbogenmentalität und Abgrenzung festgesetzt.

An der Musikhochschule, in Sprechkunst, lernt man in den ersten Semestern, dass es egal ist, wie man von außen aussieht. Man macht so viele Körperübungen, humpelt wie ein Zombie durch den Raum oder sagt andauernd komische lautmalerische Worte vor sich her, dass man auf keinen Fall darüber nachdenken kann, wie man jetzt gerade aussieht und auf andere wirkt. Weil dann bringen all die Übungen nichts. Man wird mutig darin, blöd auszusehen. Und dadurch ist man frei, alles zu tun. Und weil das alle machen, ist auch alles okay.

In dieser Blase in Hildesheim wären dafür die perfekten Vorraussetzungen. Man ist unter Künstlern und man studiert. Man will sich ausprobieren. Man will Sachen machen, die man sonst nicht macht. Aber mir scheint, das genaue Gegenteil ist der Fall. Weil es so ein Kleinstkosmos und es eher gegenseitiges Konkurrieren ist, beobachtet anscheinend jeder jeden genau. Zumindest verhalten sich fast alle so, als wären andauernd unter Beobachtung. Was wiederum auch heißt, dass man kaum in Kontakt mit anderen Leuten kommt. Selbst, wenn man sich in einem Kurs kennengelernt hat, sobald auf der Wiese ist, wird man vielleicht noch angenickt, aber ansonsten verbleibt man in den Gruppen der Leute, die man kennt. Ich habe nur wenige, dafür aber umso schönere Ausnahmen entdeckt.

Ich kann nicht genau sagen, woran das liegt. Vielleicht daran, dass es es zwischen all den luxoriösen und elitären Studiengängen nochmal eine zumindest subjektive Rangordnung gibt. Dass beispielsweise die Bachelorstudenten Kreatives Schreiben sich als die „besseren Schreiber“ ansehen, als die Kultuwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Literatur. Wie gesagt, ich weiß nicht, ob das so ist, aber für mich fühlt es sich oft so an. Aber auch innerhalb der Studiengänge, zumindest bei den Schreibern, scheint es viel Rivalität zu geben. Als ob man jemand anderem einen guten Text nicht gönnt.

Das Gefühl, dass diese Stimmung hinterlässt, ist schal und schmälert das Erlebnis Hildesheim ein wenig. Sollte die Studienzeit doch ein wenig freier ablaufen.

Für mich persönlich war das zweite Semester anstrengend, ernüchternd, demotivierend und unglaublich schön. Ich lerne mehr, als ich gedacht hätte. Mehr über Literatur im allgemeinen, mehr über Schriftsteller und die Literaturwelt und vor allem mehr über mein eigenes Schreiben. Mein Mentor für mein Romanprojekt für das Semester war Anvar Cukoski, seit letztem Jahr Lektor bei Piper. Anvar ist, um es mit den Worten von Lester Bangs zu sagen, ehrlich und unbarmherzig. Das wirft einen erstmal ganz schön hart auf den Boden. Aber bringt einen auch am meisten weiter.

Das Pendeln hat auch im zweiten Semester gut funktioniert. Klar ist es anstrengend und nicht die billigste Art des Lebens. Aber ich halte meine Kontakte in Stuttgart und das ist mir wichtiger, als nach Hildesheim zu ziehen.

Nun komme ich ins dritten Semester. Beschäftige mich diesmal mit Kursen über Coming-of-Age, Kunstbücher und das Erzählen. Und habe als Mentor für meinen Roman Kevin Kuhn. Schon jetzt zeichnet sich ab, das dieses Semester wieder aus viel Lesen und Schreiben besteht. Aber ich hab Bock drauf. Und ich freue mich. In diesem Sinne, Lächeln, Fabian.

PS: Das Literaturinstitut hat eine kleine Slideshow aus Bildern und Interviews zusammengebaut, wie es so ist, in Hildesheim zu studieren. Wer genau hinguckt, sieht mich. Ist aber auch schön, eine breitere Masse an Meinungen zu hören.

Bericht: Literarisches Schreiben in Hildesheim, Semester 1.

Seit Oktober 2014 studiere ich also den Master Literarisches Schreiben in Hildesheim. Das erste Semester ist nun vorbei, hier mein Zwischenbericht:

Wie Sprechkunst auch, ist Literarisches Schreiben ein Luxusstudiengang. Ein Studiengang an einer staatlichen Universität mit einer Semesterstärke von 20 Personen. Wir studieren nicht am Hauptcampus der Universität, sondern an der Domäne Marienburg, einem umgebauten Gehöft, das Studiengänge wie Kreatives Schreiben, Kulturjournalismus, Philosophie, Kunst & Medien, aber auch Musik und Szenische Künste beherbergt, ein paar Kilometer außerhalb von Hildesheim. Man ist umgeben von Künstlern verschiedener Art, auch das hat der Master mit meinem Bachelor gemein.

Eine weitere Gemeinsamkeit ist der grundsätzliche Aufbau der Studiengänge, natürlich jeweils auf das Sprechen oder das Schreiben gemünzt:

In Sprechkunst lernte ich

  1. eine breite Basis für das Sprechen, samt theoretischer und praktischer Vertiefung in verschiedene Richtungen (beispielsweise Anatomie, Schauspiel und Phonetik),
  2. wieder anderen das Sprechen beizubringen (Unterrichtspraxis), und
  3. im Einzelunterricht das eigene Sprechen zu optimieren (Hauptfach).

In Literarischem Schreiben lerne ich

  1. eine breite Basis für das Schreiben, samt theoretischer und praktischer Vertiefung in verschiedene Richtungen (beispielsweise Kontrolle und Literatur, Kulturjournalismus und die Geschichte des Creative Writing),
  2. wieder anderen das Schreiben beizubringen (Creative Writing als Kulturtechnik), und
  3. mit einem Mentor am eigenen Roman zu arbeiten.

Es gibt aber auch große Unterschiede. Obwohl ich in beiden Studiengänge sehr kleine Semestergruppen hatte und habe (8 bzw. 20, jeweils mit ungleich mehr Frauen im Jahrgang), ist der Zusammenhalt ein ganz anderer. Das liegt meiner Meinung nach an der Studienstruktur. An der Hochschule in Stuttgart wird jedes Semester ein Stundenplan vorgelegt, den man zu besuchen hat. Alle Kurse sind vorgegeben, ich habe mich in Stuttgart in vier Jahren kein einziges Mal mit Semesterwochenstunden oder ETCS-Punkten beschäftigt, das war nicht notwendig. Nach einem Jahr kann man zwischen Literaturkursen wählen und nach dem Grundstudium ein Profil, grundsätzlich hat man aber fast alle Kurse im Semesterverband, was zumindest aus meinem Semester eine zweite Familie geschmiedet hat. Wir kannten uns alle sehr gut.

In Hildesheim dagegen wird durch die Studienordnung vorgegeben, was man in den beiden Masterjahren zu schaffen hat, wann man aber was macht, liegt bei einem selbst. Man wählt jedes Semester neu, welche Kurse man gerne hätte und versucht dies mit dem Plan abzugleichen. Was dazu führt, dass ich im ersten Semester noch nie meinen kompletten Jahrgang gesehen habe. Wir haben keinen einzigen Kurs miteinander und ich kenne nicht einmal alle. Auf der anderen Seite ermöglicht diese Struktur mir, alle Kurse auf zwei Tage die Woche zu legen, sodass ich das erste Semester relativ sauber aus Stuttgart pendelnd leisten konnte. Den Großteil der Zeit verbringe ich mit Schreiben und das geht in Stuttgart und in Zügen ebenso gut, wie in Hildesheim.

Trotz des versprengten Semesters haben wir uns zu einer relativ festen Gruppe von etwa 8 Leuten zusammengefunden, die sich regelmäßig trifft und mir auch in Hildesheim eine Familie gibt, ein Umfeld, in dem ich mich sehr wohl fühle.

Das Studium selbst ist unglaublich toll. Viele Sachen bauen auf meinem vorherigem Studium auf, beziehungsweise kann ich viele Strukturen aus dem Sprechen im Schreiben weiterführen. Während ich in Stuttgart der Schreiber war, bin ich in Hildesheim der Sprecher und darf oft vorlesen. Ich arbeite an meinem Roman und habe jedes Semester wechselnd einen anderen Mentor, der mich bei dem Projekt begleitet. Was will ich mehr?

Zwei Sachen, dir mir noch aufgefallen sind:

  1. Es wird einem leicht gemacht, nichts zu sagen. Egal, ob ich in „Einführung in den Kulturjournalismus“ mit 90 Leuten sitze, oder in „Schrift und Sprache im Mittelalter“ mit 6 Leuten, es gibt Menschen, deren Stimme ich noch nie gehört habe. Die Dozenten stellen ihre Frage und wenn niemand antwortet, reden Sie weiter. Und da sie das schnell tun, gibt es auch immer weniger, die reden. Natürlich gibt es die Üblichen, die oft etwas sagen und eine Diskussion führen. Aber das sind sehr wenige. Ich weiß nicht, woran es liegt, ob es eine Mentalität der Studierenden oder eine der Lehrenden ist, aber trotz aller Bemühungen, Diskussionen zu führen, werden die Stunden oft zu Vorlesungen verformt. Und das ist sehr schade. Wieso wird der unglaubliche Vorteil kleiner Gruppen nicht genutzt? Sowohl von den Dozenten, und viel mehr noch, von den Studierenden?
  2. Der Studiengang ist in einer andauernden Verteidigungshaltung. In Stuttgart ist eher das Problem, dass außerhalb einer kleinen Interessengruppe niemand den Studiengang kennt. Das geht soweit, dass ich auf der Suche nach einem Praktikumsplatz fast durchgehend überrascht angesehen wurde. Sprechkunst, so etwas kann man studieren? Und wenn selbst potentielle zukünftige Arbeitgeber so reagieren, dann hat man meiner Meinung nach einen zu geringen Bekanntheitsgrad. Wenn ich jetzt mit Menschen über mein Studium rede gibt es immer noch Leute, die sagen, so etwas kann man studieren? Aber weit weniger. Was es dagegen umso häufiger gibt, ist eine gewisse Skepsis darüber ob man jemandem beibringen kann, zu schreiben. Diese Skepsis ist in Hildesheim (und wahrscheinlich auch in Leipzig) bekannt und immer wieder kommt man innerhalb des Studiums darauf zu sprechen. Manchmal hatte ich dabei das Gefühl, eine Institution, die sich sogar innerhalb ihrer Gruppe so sehr verteidigt, kann sich doch selbst nicht ganz sicher sein. Verständlich, was ich meine?

Ich bin gespannt, wie es im kommenden Semester weiter geht. Die Mentoren werden Verlagslektoren sein und es wird viel Neues zu lernen geben. Jetzt aber erstmal Semesterferien. Ich schreibe nun ein wenig.