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Roman: Rogue One. Eine Star Wars Story von Alexander Freed

Der erste Satz aus Rogue One. Eine Star Was Story:

Galen Erso war kein guter Farmer.

Dies ist also der Halbsatz aus dem Vorspann von Star Wars Episode 4. Die Rebellen, die die Pläne des Todessterns klauen. Ich sah und mochte den Film, ich lese gern Filmbücher, warum also nicht das hier?

Vieles ist wie beim Vorgängerroman Der Auslöser: Es ist Fanservice, der in Deutschland viel zu spät auf dem Markt erschienen ist und der inkonsistente Übersetzungen auf dem Cover hat.

Im Gegensatz zum Auslöser gibt es hier aber einen Film dazu. Deshalb ist es total schön, die Story nochmal auf Papier zu erleben. Das sogar vertieft, weil man plötzlich all das Innenleben der Figuren viel genauer beschrieben bekommt, Momente gedehnt und gezeigt werden können, die im Film zu wenig oder gar keinen Platz gefunden haben. Das macht Spaß, das lässt die Geschichte besser erleben. Dazu kommt, dass ich diesen einen Tacken besser geschrieben finde, als Der Auslöser. Handwerklich feiner.

Auf der anderen Seite, es ist tatsächlich die exakte Story des Films. Selbst beim Dreh improvisierte Szenen sind hier eingearbeitet. Freed muss also direkt am Film entlanggeschrieben haben. Das heißt, es ist zwar vertieft, aber es gibt nicht wirklich neue Szenen. So ein paar kleine Add-Ons sind dabei, aber kein ’so hätte der Film auch sein können‘, kein alternatives Ende oder sonstwas. Und: Obwohl er handwerklich besser ist als Luceno, schafft Freed es nicht, den Rhythmus aus dem Film ins Literarische zu übertragen. Stellen, die im Film extrem gutes Timing haben und gut funktionieren, funktionieren im Buch nur, weil man davor den Film gesehen hat.

Schade, dass diese literarische Interpretation des Stoffes hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Hätte mehr werden können. Ist aber auch so eine schöne Sache, in dieser Geschichte, in dieser Welt zu schwelgen.

Rogue One. Eine Star Was Story von Alexander Freed wurde übersetzt von Andreas Kasprzak und erschien bei Penhaligon. Der Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Buch: Wild Cards – Das Spiel der Spiele, herausgegeben von George R.R. Martin

Der erste Satz aus Das Spiel der Spiele:

Kaum hatte die Menschheit die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges überstanden, da brach bereits das nächste Unheil herein.

Das Spiel der Spiele ist quasi ein Roman, eine durchgehende Geschichte. Aber geschrieben von neun verschiedenen Autoren: Caroline Spector, Carrie Vaughn, Daniel Abraham, George R.R. Martin, Ian Gregillis, John Jos. Miller, Melinda M. Snodgrass, Michael Cassut und S.L. Farrell, die ich bis auf Martin alle nicht kenne.

In einer Welt, in der nach dem Weltkrieg ein Alienvirus die Menschheit heimsucht. Dieses Virus macht manche Menschen quasi zu Mutanten, Joker und Asse genannt. Manche können fliegen, andere können sich in einen Schwarm Bienen verwandeln und vieles andere. Und jetzt gibt es eine Castingshow namens „American Hero“, bei der ein paar Dutzend  Joker und Asse mitmachen. Gleichzeitig gibt es in Ägypten Unruhen. Das ist die grobe Geschichte des Buches.

Es liest sich leicht runter, die Wechsel zwischen den Autoren ist jeweils gekennzeichnet und sehr deutlich. Nicht wegen der Qualität, sondern wegen der Art, wie sie schreiben. Die Geschichte und die Charaktere machen Spaß, es ist wie ein guter Superheldenfilm, nur eben zum lesen. Was mich bei der Recherche für die Kritik irritiert, Das Buch ist so aufgemacht, als ob es der Start einer neuen Reihe ist. Auf dem Buchrücken steht auch nur „Wild Cards 1“. Tatsächlich aber gibt es die Reihe schon seit 1987 und dieser Roman ist der aktuellste. Sieht so aus, als ob man den Game of Thrones Hype nutzen möchte, um die Reihe neu zu beleben.

Ich hab’s gerne gelesen und werde mal sehen, ob ich auch in den Genuss der anderen Teile komme.

Wild Cards: Das Spiel der Spiele wurde herausgegeben von George R.R. Martin und geschrieben von Caroline Spector, Carrie Vaughn, Daniel Abraham, George R.R. Martin, Ian Gregillis, John Jos. Miller, Melinda M. Snodgrass, Michael Cassut und S.L. Farrell. Die Übersetzung stammt von Simon Weinert, die deutsche Ausgabe erschien bei Penhaligon.

Roman: Roter Mond von Benjamin Percy

Der erste Satz aus Roter Mond:

Er kann nicht schlafen.

Der gesamte Roman, dieses Epos über 638 Seiten und mehrere Jahre Laufzeit, ist komplett im Präsenz geschrieben. Ich will das gar nicht komplett schlecht reden, es gibt gute Romane, die im Präsenz geschrieben sind. Aber bei diesem hier funktioniert es gar nicht. Bis zum Ende hat mich diese Wahl der Zeitform nur gestört. Und das blieb nicht das Einzige. Ich hatte hohe Erwartungen an Roter Mond. Ich hatte keine Ahnung, wer Benjamin Percy ist, aber bei Penhaligon erscheinen Romane wie die Game of Thrones – Reihe und das großartige Ready Player One. Und das vorliegende Buch wurde sehr groß angepriesen und als 1984 plus Werwölfe bezeichnet. Das hätte was werden können. Für mich wurde es aber überhaupt nichts. Percy irritiert seinen Leser erstmal mit sehr vielen Personen und Erzählsträngen, die noch nichtmal richtig etabliert werden, sie werden nur angerissen. Dann rotzt er mit einem nüchternen Erzählstil eine riesige Geschichte hin, in einem Tempo und in einer Distanz, die keinerlei Empathie oder Emotion zulässt. Viele Ideen der Geschichte sind schön, da hätte man was großes daraus machen können, wenn man ihnen Zeit gelassen hätte. Stattdessen folgt Abschnitt auf Abschnitt mit neuen Wendungen und Zeitsprüngen, bis ich irgendwann zwar das Buch durch hatte, aber schon lange keinen Versuch mehr unternahm, wirklich in der Geschichte zu sein. Das wurde mir trotz aller Versuche nicht gegönnt.

Roter Mond ist der zweite Roman von Benjamin Percy, der unter anderem für den Esquire schreibt. Derzeit, so seine Homepage, arbeitet er an der Adaption von Roter Mond als Fernsehserie. Darauf freue ich mich, denn, wie gesagt, in dem Buch stecken viele schöne Ideen und Gedanken. Das könnte eine spannende Sache werden. In Buchform hat es mich dagegen überhaupt nicht berührt. Muss man wirklich nicht lesen. Warten wir lieber auf die Serie.

Roter Mond von Benjamin Percy wurde übersetzt von Michael Pfingstl und erschien bei Penhaligon

Buch: Ready Player One von Ernest Cline

Da gab’s diesen Wettbewerb zum Start dieses Buches. Und irgendwann stand dann plötzlich diese PacMan-Tasse auf meinem Tisch. Und dann musste ich mir auch das Buch besorgen. Getan.

Gelesen. Begeistert sein! Ready Player One von Ernest Cline ist ein toller Roman.

Es ist 2044. Die Welt ist… ziemlich schlecht dran. Viele Menschen leben in sogenannten Stacks, in Ansammlungen gestapelter Wohnwagen. Wade ist ein Jugendlicher und lebt bei seiner Tante im 20. Wohnwagen so eines Stapels. Leben meint in diesem Zusammenhang, körperlich existieren, denn wie viele andere verbringt Wade sein Leben in der OASIS, sowas wie einer perfektionerten Version von Second Life. Samt Brille und Handschuhe verbringen die Menschen dort das Leben, welches sie in Wirklichkeit nicht haben. Sie gehen dort zur Schule, verlieben sich, können zaubern und so weiter. Sofern man das Geld dazu hat.

Die Geschichte des Romans ist eine Schnitzeljagd. Der Schöpfer von OASIS ist gestorben und hinterlässt all sein Vermögen der Person, welche die Schnitzeljagd als Erster schafft. Und dazu muss man sich ziemlich gut in den 80ern auskennen, denn der Schöpfer von OASIS war fanatischer Fan der 80er.

Das Buch ist voll, berstend voll mit Anspielungen an die 80er und die Jahrzehnte danach. Voller Beschreibungen der alten und ersten Arcadespiele, voller Zitate aus Filmen, Büchern und Musik der letzten vier Jahrzehnte. ich glaube, man muss spätestens in den 80ern geboren sein, um die vielen kleinen Hinweise zu sehen und zu verstehen. Besser noch ein bisschen früher. Dann ist das Buch der Oberhammer. Denn Ernest Cline schafft es mit seiner Begeisterung selbst  jemanden wie mich, der die 80er in modischer, automobiltechnischer, musikalischer und cineastischer Hinsicht eher als Rückschritt sieht, vollkommen einzunehmen und zu begeistern.

Ernest Cline übrigens war der Drehbuchautor des Films Fanboys. Cooler Film. Ansehbar. Und Ernest Cline ist auch so ein ziemlicher Freak. Fährt einen DeLorean! Echt jetzt! Und jetzt kommt einer der Hämmer um das Buch herum, das es einfach nochmal besser macht: In den Staaten ist kürzlich die Taschenbuchversion des Romanes veröffentlich worden (mit einem extrem schönen Cover). Und zusätzlich zu dieses Ausgabe hat Cline verkündet, dass in seinem Roman um diese Schnitzeljagd auch eine Schnitzeljagd versteckt ist! Sehr ähnlich zu seinem Buch. Und zu gewinnen gibt es nicht sein Vermögen, aber einen DeLorean. Leider ist die Teilnahme nur mit dem englischen Buch und als Bewohner der Staaten möglich. Schade, schade, schade. Dennoch, extrem gute Aktion.

Ich habe dieses Buch in wenigen Tagen verschlungen. Und mich sehr gefreut, am Ende zu lesen, dass der Film schon in Planung ist. Ich dachte nur während des Lesens, das ist das Schöne am Schreiben. Ich erwähne einen Song und die ihn kennen, hören ihn, in ihrem Kopf! Bei einer Verfilmung werden für all die Anspielungen extrem viel Lizenzgebühren fliessen…

Ready Player One von Ernest Cline erschien bei Penhaligon und wurde übersetzt von Hannes Riffel und Sara Riffel