Text: Die Sache mit dem Schwärmen.

In der dritten Klasse war ich verliebt in Maya.

Natürlich hiess sie nicht Maya. Aber die dritte Klasse ist einfach noch nicht lange genug her als das ich ihr einen anderen Namen als Maya geben könnte. In Indien ist Maya, geschrieben Māyā, der Name einer Göttin und bedeutet „Illusion“.
In der dritten Klasse also war ich verliebt in Maya. Wenn mich jemand fragte, warum ich Maya so toll fand, sagte ich: „Weil sie so einen tollen Hals hat.“ Ich kann mir bis heute nicht erklären, was ich da eigentlich gemeint hatte, aber so war das. Ich ritzte unsere Namen in den Bettpfosten des Doppelbettes, welches ich mir mit meiner Schwester teilte. Ich zeichnete ein Bild von ihr in mein Tagebuch. Und unter dem Druck meiner „Freunde“ schrieb ich ihren Namen in ein Freundebuch in die Zeile „Ich schwärme für…“

Mal abgesehen von einem Haufen Bienen oder Fliegen ist „Schwärmerei“ in meinem Sprachgebrauch eine Art von Zuneigung, die etwas schwächer ist, als die Verliebtheit. Der Großteil meiner Klassenkameraden war anscheinend unsicher, was schwärmen bedeutet, deswegen fragten sie ihre Eltern. Diese antworteten: Das ist jemand, den du gut findest. Deshalb standen in dieser Zeile über das Schwärmen oft solche Sachen wie Michael Ballack, KSC oder Backstreet Boys. Ich fand das schon damals ein wenig komisch. Deshalb klärte ich sie auf und sagte, da gehört der Name des Mädchens rein, welches sie gern haben. Vielleicht hätte ich das erst nach meinem eigenen Eintrag machen sollen.

Aber nachdem also all die Jungs der Klasse um meinen Tisch herum standen und mich drängten, endlich den Namen eines Mädchen einzutragen, schrieb ich mit der schönsten hässlichen Linkshänderschrift eines Drittklässers: Maya.

Maya war zu diesem Zeitpunkt noch im Raum und ein kollektiver Schrei ging durch die Jungs, um Maya diese Neuheit mitzuteilen. Und falls ich jemals noch ein wenig Hoffnung hatte, zerstörte dieses Mädchen mit dem tollen Hals diese, denn sie antwortete nur: „Ich aber nicht für ihn.“ Sie beantwortete das, während sie mit ihrem Schulrucksack auf den Schultern gerade auf dem Weg durch die Tür war. So belanglos und nebenbei, als wenn sie jemand nach dem Wetter gefragt hätte.

Zehn Jahre später traf ich Maya wieder und irgendwie war das Schönste an ihr immer noch ihr Hals. Und ich dachte für mich, hm, vielleicht ist das manchmal ganz gut, wenn das schwärmen nicht auf Gegenseitigkeit beruht.

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