Am 24. November 2012 veröffentliche ich als Indie-Autor ohne Verlag meinen ersten Roman „Das Leben ist ein Erdbeben und ich stehe neben dem Türrahmen.“ Diese Serie berichtet von der Reise vom Text in meinem Rechner bis zum fertigen Buch in euren Händen.
Der Auftakt.
Romanschreiben ist in Deutschland Volkssport
Ich muss oft an dieses Zitat denken, denn zumindest auf mich trifft es zu. Ich beschloss mit 16, einen Roman zu schreiben. Tat ich dann auch. Zumindest zum Teil. Mit 18 dann beendete ich zum ersten Mal einen Roman mit dem Arbeitstitel
“Mokita”. Kurz zum Inhalt: Es geht um Pornos, Leben & Tod:
Will liebt das Schreiben und hasst Kinder. Will steht auf der Straße. Will braucht Geld. Seine schwester nimmt ihn auf, wenn er im Gegenzug auf ihre Kinder aufpasst. Sein bester Freund besorgt ihm einen Job als Pornogeschichtenschreiber. Zwischen dem Hüten der Kinder und dem Erfahrungen sammeln für seine Geschichten kommt da natürlich auch noch die Liebe ins Spiel und nichts passt zusammen.
Also, ich dachte damals, er sei beendet. Mittlerweile weiß ich, dass man das erstmal Rohfassung nennt. Das ist sechs Jahre her und der Roman heißt jetzt „Das Leben ist ein Erdbeben und ich stehe neben dem Türrahmen“. Ich behaupte jetzt, dass es bei künstlerischen Projekten niemals ein “fertig” gibt. Aber ich bin der Überzeugung, dass „Das Leben ist ein Erdbeben und ich stehe neben dem Türrahmen“ mittlerweile in einem veröffentlichungswürdigem Zustand ist. In den letzten sechs Jahren habe ich mich aber auch viel mit Verlagen und Manuskripteinreichungen und Verlegern beschäftigt. Die Lage ist die: In Deutschland gibt es mehr als 7000 Verlage.
Zumindest die größeren unter ihnen behaupten, mehrere tausend
unverlangte Manuskripte pro Jahr zu erhalten. Der größte Teil des
Programmes besteht aber aus Übersetzungen und etablierten deutschen Autoren.
Ehrlich gesagt, so richtig hab’ ich das mit den Verlagen gar nicht
probiert. Ich habe den Roman zwar per Mail an ein paar Verlage geschickt, aber das eher halbherzig. Ich will meinen ersten Roman nämlich selbst verlegen. Und der erste und wichtigste Grund dafür ist: Weil ich es kann!
Heutzutage gibt es alle Möglichkeiten, seine Werke selbst zu veröffentlichen. Und dabei Kontrolle über alles zu haben. In dieser Serie werde ich regelmäßig berichten, welche Stolpersteine es auf dem Weg vom fertigen Text in meinem Rechner zum fertigen Buch in euren Händen gibt.
Der Plan.
Das Wichtigste war, für mich zu entscheiden, den Roman selbst zu verlegen. Es
ist ein gutes Gefühl, die Entscheidung und die Verantwortung zu
übernehmen. Der Plan ist:
Es wird erstens eine kostenlose Creative Commons PDF Version geben.
Zweitens wird es eine erschwingliche Printausgabe geben. Über alles Andere denke ich gerade noch nach.
Warum verschenkst du das Buch online und wieso Creative Commons?
Meine ersten Erfahrungen mit Creative Commons (auf deutsch: kreatives Allgemeingut) habe ich 2009 bei meinem Little Brother Hörbuch gemacht. Der kanadische Autor Cory Doctorow veröffentlicht seine Bücher gleichzeitig als Printausgabe im regulären Verkauf und als kostenlose digitale Version online. Und er erlaubt, durch die Creative Commons, die kostenlose Version weiterzuverarbeiten. Dies ermöglichte zwei Jahre vor der deutschen kommerziellen Version eine digitale Übersetzung von Christian Wöhrl und auf Basis dieser mein Hörbuch. Ebenfalls kostenlos.
Fragt man Doctorow, ob er denn keine Angst vor Verlusten durch das kostenlose Veröffentlichen seiner Werke Verluste hat, antwortet er, ganz im Gegenteil. Er ist noch viel zu unbekannt, als das Leute seine Bücher raubkopieren würden. Und wenn jemand das wollte, dann würde er sich auch nicht durch Gesetze davon abhalten lassen. Dann kann er auch gleich die Bücher selbst kostenlos online stellen. Das wirklich Interessante daran ist: Doctorows Bücher sind dennoch in den Bestsellerlisten zu finden. Denn genug Leute kaufen trotz der kostenlosen Möglichkeit seine Bücher. Im Grunde sind diese nur gutes Marketing für ihn, wenn die Leute seine Bücher dann weiter verteilen und ihn dadurch bekannter machen.
Ich mag die Idee, Kunst auf diese Art weitergeben zu können und jedem die Möglichkeit zu lassen, sie zu remixen, sie weiterzuverarbeiten. In der Musik sind Samples, Cover und Neuinterpretationen schon lange zu finden. Diese Möglichkeit würde ich gerne auch für Literatur haben. Deshalb will ich meinen ersten Roman auch unter Creative Commons stellen und kostenlos verfügbar machen. Aber gleichzeitig für jeden, der will, auch noch eine gut gemachte Printausgabe bereit stellen.
Warum suchst du dir keinen Verlag?
Diese Frage beantwortet sich im Grunde durch den Wunsch nach Creative Commons. Ich glaube, derzeit würde ich keinen Verlag finden, der eine kostenlose Digitale Version als Marketingmöglichkeit und Kulturunterstützung sieht. Noch haben die Verlage Angst davor, durch so eine Version weniger gedruckte Bücher zu verkaufen. ABER: Ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen! Vielleicht findet sich ja ein Verlag, der gemeinsam mit mir auf die Reise geht.
Los geht’s:
Ich dachte, mit dem Schreiben des Romans hätte ich den größten Teil der Arbeit hinter mir. Falsch gedacht. Im nächsten Teil geht es um das Lektorat.
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