Warum "die" niemals unsere Sprache sprechen werden.

Dirk Baranek hat auf Medium einen Artikel über das Wort „Integration“ geschrieben, der unter anderem auf die Sprache eingeht. Immer wieder hört man die Forderung, Ausländer müssten auf jeden Fall die deutsche Sprache lernen. Dazu eine Anekdote von letzter Woche:

Ich sitze im Zug, arbeite am Roman und bin so in meiner Welt, dass ich mein Umfeld nur mit den zweiten oder dritten Gedanken mitbekomme. Schräg hinter mir sitzen zwei Männer, die geschlafen hatten, als ich einstieg. Jetzt klingelt das Telefon des einen, er nimmt ab, „Hallo?“, hört, gibt erst einsilbige Antworten und beginnt dann zu erzählen, leicht nuschelig und in einer Sprache, die ich nicht kenne. Das passiert mir in letzter Zeit öfter, dass ich im Zug sprachen höre, die ich nicht kenne.

Ich schreibe also, der Mann hinter mir erzählt und allein, wie aufgeregt er ist, verrät mir, dass es eine sehr spannende Geschichte sein muss und plötzlich verstehe ich zwischen all den fremden plötzlich das Wort „Polizeistaffel“. Ich stutze, höre auf zu schreiben und höre genauer hin, was der Mann da erzählt. Und dann geht es mir wie „Eben“ in „Der 13. Krieger“, als er langsam die Sprache der Nordmänner versteht.

Und nach ein paar Minuten wird mir klar, das ist keine fremde Sprache mit ein paar deutschen Bröckelchen drin. Oder vielleicht ist es genau das, es ist nämlich extremes Bayerisch, das der Mann da redet. Und selbst jetzt, wo ich weiß, welche Sprache er spricht, verstehe ich kaum etwas. Obwohl es „Deutsch“ ist.

Zurück zum Anfang, zur Überschrift. „Die“ – wer auch immer sie sind – werden niemals unsere Sprache lernen, weil es „unsere Sprache“ nicht gibt. Das Deutsch, das wir fälschlicherweise als Hochdeutsch bezeichnen, heißt eigentlich Standarddeutsch. Und es ist keine originäre Sprache. Es ist sowas wie der größte gemeinsame Nenner. Es ist das, was alle Dialekte innerhalb der deutschen Grenzen verstehen sollten. Und es ist noch nichtmal gesetzlich festgeschrieben:

Für die Bundesrepublik Deutschland, ist der Begriff Standarddeutsch (…) insofern problematisch, da es keine, wie z. B. in Frankreich mit der Académie française (die dort das Standardfranzösisch reguliert) derartige Instanz gibt, die deutschsprachige Standards im Sinne von Regeln für Grammatik und Aussprache festlegen könnte. Die Kodifizierung übernehmen kommerzielle Einrichtungen, die beispielsweise den Duden herausgeben.

Im Sinne solcher aufgestellten Standards der Académie française, gibt es so kein „richtiges“ Deutsch für alle Bürger.

Wikipedia über das „Standarddeutsch

Wir leben in einem Land, in dem es zahllose Weiterentwicklung einer ursprünglich teutonischen Sprache gibt. Jede Weiterentwicklung, jeder Dialekt wurde über mehr als 2000 Jahre durch ihre Nachbarn und Besitzverhältnisse beeinflusst und verändert. Und schon das Wort „Dialekt“ ist problematisch. Auch innerhalb eines Dialektes gibt es teilweise so große Unterschiede, dass man sich nicht mehr versteht. Und von Dialekt zu Dialekt wird das noch schlimmer. Ihr wisst was ich meine.

Wenn also wieder mal jemand schreit, „die“ sollen erstmal unsere Sprache lernen, dann sage ich, „unsere Sprache“ gibt es nicht. Und wenn jemand dann sagt, er meint das Standarddeutsch, sage ich, dann lerne es erstmal selbst.

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Kommentare

  1. Avatar von Klaus

    Richtick ;-).

    Meine Sprecherzieherin unterrichtet viele Ausländer. Die erzühlen im Unterricht immer wieder, dass niemand in Mannheim so sprechen würde, wie sie das lernen.

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