Film: Mängelexemplar ( + Gewinnspiel)

Ich habe „Mängelexemplar“ kurz nach dem Erscheinen 2009 gelesen. Ich weiß auch nicht mehr, was die Handlung war, aber ich erinnere mich gut an das Gefühl. An das „verstanden fühlen“. Kuttners Stärke in ihren beiden ersten Romanen ist es, Dinge, die man kennt, sehr genau zu beschreiben. Man liest (oder hört) und denkt, ja, genau! So ist es! Sarah Kuttners Figuren waren nie ich, aber ich konnte sie verstehen, konnte ihr Handeln nachvollziehen. Und jetzt kommt die Verfilmung. Davor habe ich den Trailer gesehen, weil, dafür sind sie ja da, oder?

Das Problem ist, dieser hier suggeriert einen Film, den ich nicht sehen möchte. Denn das Gefühl, das ich beim Lesen hatte, kommt hier nicht auf. Der Trailer verspricht mir eine flache Komödie, die auf Lacher und ein paar skurrile Momente und das wäre schade, wenn das alles ist, was von Mängelexemplar übrig bleibt.

Mit diesem mauen Gefühl saß ich in der Pressevorführung, innerlich die Arme verschränkt. Dann aber, knapp 112 Minuten später, bin ich überrascht. Denn Laura Lackmann legt mit ihrem Langfilmdebüt einen Film hin, der es sehr wohl mit dem Gefühl des Romanes aufnehmen kann. Das Gefühl, dass nicht immer alles geil ist, aber am Ende des Tages wenigstens okay. Und natürlich gibt es die Lacher, die im Trailer zusammengeschnitten sind. Aber im Film, ohne die musische Untermalung im Trailer, sind die Szenen eher tragikkomisch und berühren mehr, als der Witz selbst es tut.

Es gibt aber auch ein paar komische Dinge am Film:

  • Der „Mängelexemplar-Moment“: Eine Szene aus dem Roman, die mir sehr gut in Erinnerung ist, ist jene gegen Ende des Buches, in der quasi der Titel des Buches aufgegriffen und erklärt wird. War für mich ein Schlüsselmoment, eine tolle Szene, auf die ich mich gefreut habe. Die leider so nicht vorkommt. Klar, der Inhalt der Szene ist verarbeitet, aber der Titel wird nur indirekt ziemlich am Anfang des Films aufgegriffen. Sehr schade.
  • Das innere Kind und die inneren Monologe: Karos inneres Kind wird visualisiert, als Kind, das die gleichen Klamotten trägt. Und im ganzen Film gibt es immer wieder innere Monologe aus dem Off. Bei beiden Effekte schwanke ich zwischen „Das ist eine coole Lösung“ und „Echt jetzt?“. Weil, das Kind stellenweise viel zu plump eingesetzt wird und die inneren Monologe immer wieder wie Auszüge aus dem Hörbuch klingen, die es bei richtiger Schauspielleistung nicht gebraucht hätte. Caro Eisinger bringt die Leistung auch, und dann sehe ich, was mir gleichzeitig noch erzählt wird. Beide Effekte hätten mir bei dezenterem Einsatz besser gefallen.
  • Inkonsequente Designsprache: Beim Filmplakat hat jemand versucht, das Gefühl des Romanes, das Cover des Romanes durch das verknitterten Papier anzudeuten. Der Schriftzug dagegen ist ein komplett anderer. Ist okay, dachte ich, wird wohl der aus dem Film sein. Falsch gedacht! Im Film wird wieder eine ganz andere Schrift verwendet. Eine viel komödieskere. Irritiert mich. Und führt zum letzten Punkt:
  • Der Trailer: Da wird was verkauft, was nicht geliefert wird. In meinem Fall bin ich froh drum. Aber das heißt, dass man zwei Zielgruppen verprellt: Jene, die das Buch gelesen haben, sagen nach dem Trailer, ne, das ist ja ganz anders, da geh ich nicht rein. Und jene, die das Buch nicht gesehen haben, sehen den Trailer und dann den Film und sagen: Ja, ne, das war ja gar keine Komödie. Ist doch für alle dumm. Könnte man nicht wenigstens einen zweiten Trailer schneiden, der nicht ganz so komödiantisch rüberkommt?

Vielleicht ist es ganz gut, dass meine Lektüre schon länger her ist, weil bestimmt ganz viel anders ist, als im Buch. Aber es ist eine gute Interpretation des Stoffes, ein schöner Gefühlsübermittler. Er wird nicht mein bester Film des Jahres, aber er ist bei weitem besser, als der Trailer es vermuten lässt.

Mängelexemplar läuft ab 12. Mai im Kino.

Zur Vorfreude gibts ein Gewinnspiel!

Ich darf zwei Filmpakete verlosen, die jeweils das Filmplakat (höchstwahrscheinlich größer, als im Bild) und den Roman beinhalten. Hinterlasst einen Kommentar (mit gültiger Mailadresse), bis zum 5. Mai 23:59 Uhr. Unter allen Kommentaren werden zwei Gewinner gelost.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, natürlich. Die Gewinne werden von X-Verleih zur Verfügung gestellt, diese versenden sie auch. Viel Glück wünsche ich.

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Kommentare

6 Antworten zu „Film: Mängelexemplar ( + Gewinnspiel)“

  1. Avatar von Christine R.
    Christine R.

    jaaa… ich wollte den Roman schon lange mal lesen. Vielleicht habe ich ja Glück!

  2. Avatar von Marie
    Marie

    die lektüre wäre ja wie sich im spiegel zu lesen…

  3. Avatar von Raphaela
    Raphaela

    Hab das Buch von einer Freundin empfohlen bekommen und bin auf den Film gespannt

  4. Avatar von Anni
    Anni

    Leider passiert sowas öfter, dass in Filmen einfach ein bisschen etwas verändert, oder weg gelassen wird… :/
    Sehr schade! 🙁

  5. Avatar von Janine2610

    Hallo lieber Fabian,

    ich danke dir für die Vorstellung des Filmes! Ich möchte „Mängelexemplar“ auch noch gerne unbedingt lesen. Mir hat es damals jemand geborgt, als ich in Kärnten war. Bin dort dann aber leider nicht so lange geblieben, dass es sich nicht mehr ausgegangen ist, es zu lesen, also habe ich es ungelesen zurückgeben müssen. Würde heute also gerne meine Chance auf eines der beiden Exemplare nutzen. 🙂

    Herzlich Grüße ♥,
    Janine

  6. […] von Sarah Kuttner. Muss ich nicht wissen worum es geht, ich habe ihren ersten gelesen und die Verfilmung gesehen und den zweiten als Hörbuch gehört. Sie ist nicht die perfekte Vorleserin, aber ähnlich […]

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