Stockbrot, der graue Michel und Konfetti im Sarg

Eine Woche mit FSJ-Kultur-Freiwilligen in einem Tagungshaus irgendwo im Schwäbischen.Tagsüber darf ich ihnen Hörspiel beibringen, die Abende verbringen wir beim Open Air Kino oder am Lagerfeuer und manche Sachen ändern sich kaum.

Es gibt Stockbrot und fast allen verbrennt es, es gibt zwei Gitarren und eine Ukulele, wir singen die Songs, die wir auch vor 15 Jahren gesungen haben: Hotel California, Losing my religion, Über den Wolken, Save Tonight und als Neuzugang I see fire und Rolling in the deep, aber immer noch auf keinen Fall und dann eben doch Wonderwall. Nur dass mittlerweile niemand mehr Papier oder sogar das Ding in der Hand hat, sondern alle die Texte über die WhatsApp Gruppe bekommen.

Und dann ist da Helmut, der nicht so heißt. Der Steinmetz, der auch Workshopleiter ist und wahrscheinlich doppelt so alt wie ich, aber mit seinen kurzen Strohhaaren aussieht, wie ein grauer Michel aus Lönneberga.

Ich erzähle ihm vom Schreiben und er vom Stein, ich vom Text formen, er vom wegnehmen, bis nichts mehr wegzunehmen ist und irgendwann sind wir beim Sterben. Ich erzähle von meiner Zeit im Hospiz und den Menschen und Erlebnissen, die mich geprägt haben und er von seinem Vater, der Anfang des Jahres gestorben ist, bis zum Ende seiner über 90 Jahre ein sturer Kopf, der durch ambulante Begleitung zu Hause sterben durfte. An Fasching, sodass die beiden Frauen, die ihn die letzten 15 Jahre begleitet haben, direkt vom Feiern kommen, im Kostüm an seinem Bett stehen und um ihn weinen, ihm immer wieder durch die Haare fahren und sich schon dort Geschichten über ihn erzählen.

Als sie gehen, bleibt Konfetti hinter dem Ohr und im Haar und Helmut verstummt lächelnd bei dem Gedanken, dass es mit ihm im Sarg gelandet ist und wir starren beide ins Feuer, während die Menschen um uns herum diskutieren, ob sie nun Werwolf spielen wollen oder doch noch weiter singen.

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