5 Dinge, die Verlage besser machen könnten.

Bücher, Film, Musik oder Spiele, jede Art der Unterhaltungsindustrie hat in den letzten Jahren, fast Jahrzehnten und besonders durch die Digitalisierung und das Internet tiefgreifende Veränderungen erfahren. Ist nichts Neues. Was aber leider ebenso nicht neu ist, ist die Beobachtung, dass die Industrien offensichtlich nicht voneinander lernen  können. Die Fehler, die der Musikindustrie unterlaufen sind, hat die Filmindustrie fast genauso gemacht.

Und speziell in der Buchbranche beobachte ich genau das gleiche Phänomen. Natürlich gibt es wunderbare Vorreiter und innovative Sachen, aber besonders die großen und alteingessenen Verlage haben offensichtlich ein Problem, mit diesem Internet und der Möglichkeit der Digitalisierung umzugehen. Ich habe keinen Verlag und auch in nächster Zeit nicht vor, einen zu gründen. Aber wenn …

Hier sind meine fünf Dinge, die Verlage heutzutage besser machen könnten. Die Ideen sind nicht neu und werden in anderen Industrien verwendet, aber in der Buchindustrie ist noch kaum was davon angekommen.

1. Freemium-Bücher.

Freemium ist ein Kofferwort, zusammengesetzt aus Free (englisch für „kostenlos“) und Premium und kommt aus dem Software und Spielebereich. Das heißt, das Programm oder das Spiel selbst ist erstmal gratis benutzbar, aber besondere Zusatzfunktionen kosten dann Geld.

Wie kritisch manche Freemium-Entwicklung sein mögen, der Grundgedanke könnte in der Buchbranche ganz gut funktionieren: Ein Buch erscheint und wird komplett kostenlos online gestellt. Jeder kann das Buch lesen. Wer es aber bequem auf seinem eReader oder als gedrucktes Buch haben will, zahlt dafür. Ebenso für die Hörbuchversion und „weitere Inhalte“ (siehe 3.).

Bevor jetzt jemand schreit, dass man dann ja weniger verkauft, hier ist der Hintergrundgedanke. Wir brauchen uns doch nichts vormachen, wenn heutzutage jemand etwas kostenlos haben will, sei es einen Film, Musik oder eben auch ein Buch, dann bekommt er es auch. Vielleicht muss er ein bisschen suchen und über die Legalität brauchen wir nicht reden, aber er wird es bekommen. Wieso nicht hier eingreifen? Selbst von Anfang an eine kostenlose Version des Buches veröffentlichen, die direkt auf die „Premium-Versionen“ verweist.

Es gibt ein paar Autoren, die das so handhaben, unter anderem Paolo Coelho und Cory Doctorow. Aber in der breiten Masse ist das noch nicht angekommen. Dabei geht es heutzutage am ehesten darum, aus der Masse an Veröffentlichungen rauszustehen. 2013 wurden in Deutschland mehr als 96.000 Bücher veröffentlicht. Ich glaube, eine kostenlose Version eines Titels verschafft mehr Werbung und Bekanntheit, als viele andere Maßnahmen. Dann sollte man aber auch die Werbung nutzen und

2. Alle Formate gleichzeitig anbieten.

Das System „Erst Hardcover und rund ein Jahr später das günstigere Taschenbuch“ kommt aus einer Zeit, in der die Menschen sich auch noch mehrere Stunden am Stück auf etwas konzentrieren konnten.

Heute verteilt sich die Aufmerksamkeit viel mehr. Es gibt viel zu viele Sachen, die einen ablenken, was sich in den Verkaufszahlen niederschlägt. Konnte man früher sagen, dass sich ein Taschenbuch etwa doppelt so oft verkauft hat, wie das Hardcover im Vorjahr, so hat sich das heute umgedreht. Es werden nur noch etwa halb so viele Taschenbücher wie Hardcover verkauft. Ich kenne keine offiziellen Daten darüber, aber ich denke, das hat viel mit oben genannter Aufmerksamkeit zu tun. Ein Buch bekommt, wenn es Glück hat, bei seiner Veröffentlichung als Hardcover noch eine Bühne und es wird darüber gesprochen und dadurch verkauft es sich. Das Taschenbuch aber geht heutzutage einfach in der Masse unter. Und die Leute, denen das Hardcover zu teuer ist und auf das Taschenbuch warten, haben bis dahin etwas anderes gefunden.

Warum also nicht das System der Musikindustrie aufnehmen und für jeden alles anbieten? Es gibt gleichzeitig eine kostenlose digitale Version (siehe 1.), die günstige Version für eReader, das Taschenbuch, das Hardcover, und je nach Titel und Aufmerksamkeit das Hörbuch, die Live-DVD der Lesung und vielleicht sogar die auf 400 Stück limitierte handgedruckte Version, samt Signatur und dazu noch die

3. Premium-Inhalte.

Ein Buch ist mehr als ein Text. Ein Buch ist ein Kosmos, samt einer Entstehungsgeschichte und vielen Hintergrundinfos. Die Filmindustrie hat sich genau diese Sachen zunutze gemacht und verkauft nicht nur Filme, sondern auch alles was passiert, bis es zum Film kommt. Das könnten auch in der Literatur die Premium – Inhalte sein. Geschichten und Bilder zum Entstehungsprozess, Interviews mit dem Autoren und Autorenkommentare, das Pendant zu den Audiokommentaren bei Filmen. Aber auch gelöschte Szenen, Merchandise, Lesereisen und so weiter.

Dabei geht es gar nicht direkt darum, mehr zu verkaufen. Sondern darum, einen Leser länger und tiefer an ein Buch zu binden. Ihm so viel zu geben, dass er nicht direkt nach dem Lesen ein Buch zuklappt und ein anderes öffnet, sondern noch eine Weile in der Welt lebt und auch andere dort reinziehen kann. Und damit kommen wir auch zum nächsten Punkt,

4. Fanfiction befürworten.

Fanfiction sind Geschichten, die Menschen schreiben, die aber in einer schon existierenden Welt spielen. Wenn ich also beispielsweise die Geschichte von Harry Potters Eule erzählen würde, wäre das Fanfiction. Fanfiction ist ein riesiger Bereich, aber ein Thema, von dem ich in Deutschland das Gefühl habe, dass es viel zu wenig von den Verlagen und Autoren aufgegriffen wird. Leider geht es bisher meistens eher um die Frage, ob durch Fanfiction ein Urheberrecht gebrochen wird. Dabei ist diese Art von Geschichten erstmal ein riesiger Beweis, wie tief jemand in einer Geschichte ist. Warum diesen Umstand nicht nutzen? Warum nicht auf den Webseiten zu den Büchern zu Fanfiction aufrufen? Vielleicht sogar Anthologien mit den besten Geschichten rausbringen. Damit das aber auch geht, sollten Verlage

5. Creative Commons – Lizenzen nutzen.

Die kostenlose Version sollte nicht nur kostenlos sein, sondern als kreatives Allgemeingut gelten. Kunst inspiriert zu neuer Kunst. Und mittlerweile ist irgendwie alles ein Remix schon existierender Sachen. Besonders auffällig ist das in der Musik. IN der Literatur ist das ebenso, es wird nur nicht so geduldet. Dabei trägt eine Beschäftigung eines Menschen mit einem Buch nur zu dessen Bekanntheit bei. Mein erster Roman ist nicht nur kostenlos verfügbar, sondern unter einer CC-Lizenz. Und deshalb gibt es eine Hörbuchversion! Weil sich jemand anderes, einfach, weil er Lust darauf hatte, mit meinem Werk so sehr auseinandergesetzt hat. Was kann denn einem Buch besseres passieren?

Das sind meine Tipps für einen Verlag in heutiger Zeit. Vieles davon ist nur angerissen und ich höre schon die ganzen Aber. Gleichzeitig hoffe ich, dass sich trotzdem ein paar darüber Gedanken machen und ich freue mich auf eine Diskussion.

Achja. Der Bonus-Track:

6. Wenn ich einen Verlag hätte, 

würde ich all das genannte versuchen. Und ich würde ihn „immernah“ nennen. Mit dem Untertitel „greifbare Bücher“.

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